Kooperation für Videobeiträge: WAZ macht's auch mit dem ZDF
Nach ihrer groß beworbenen Zusammenarbeit mit dem WDR, macht der WAZ-Konzern jetzt auch mit dem ZDF gemeinsame Sache. Alle WAZ-Titel können sich nun aus der ZDF-Mediathek bedienen.
Als die Essener WAZ-Gruppe vergangenen Sommer ihre Online-Kooperation mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) schloss, war das ganze noch ein Staatsakt: Die Tatsache, dass das Zeitungshaus auf seiner NRW-Homepage derwesten.de künftig ein paar öffentlich-rechtliche Regionalvideos bereitstellte, wurde in Anwesenheit von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) in der Düsseldorfer Staatskanzlei begangen.
Seit Donnerstag kooperiert der WAZ-Konzern auch mit dem ZDF. Doch diese neue Zusammenarbeit wurde reichlich schlichter bei WAZzens in Essen unterzeichnet – obwohl sie wesentlich weiter geht. Für zunächst sechs Monate und 400 Videos kann sich jetzt nämlich der gesamte WAZ-Konzern, also auch dessen Tageszeitungen in Braunschweig und Thüringen sowie die Zeitschriftensparte des Unternehmens beim ZDF aus dessen Mediathek bedienen.
"Wir können die Videos hausintern weitergeben", sagte WAZ-Online-Chefin Katharina Borchert der taz, als erstes soll ein Hintergrundbericht zur Finanzkrise "auf Sendung" gehen. Anders als die Zeit, die ebenfalls im Online-Videobereich mit dem ZDF kooperiert, verzichtet die WAZ-Gruppe aber auf Nachrichtensendungen wie "heute in 100 Sekunden". Es gehe weniger um Tagesaktualität, so Borchert, "wir wollen uns eher themen- und branchenspezifisch orientieren, beispielsweise im Bereich Gesundheit".
Die Kooperation mit dem WDR, der überwiegend regionale Clips aus seinen diversen "Lokalzeit"-Formaten für derwesten.de zur Verfügung stellt, soll zunächst weiterlaufen. Allerdings sind beide Partner eher unzufrieden: Der WDR-Rundfunkrat prüft derzeit, in wie weit die WDR-Clips doch zu nah an der Online-Werbung auf derwesten.de laufen. Bei der WAZ sagen Mitarbeiter, der Kölner Sender habe immer nur eine sehr kleine, oft unattrraktive, Video-Auswahl zur Verfügung gestellt.
So grüßt derzeit Jan, der Storchenstar vom Niederrhein, im WDR-Clip auf derwesten.de, "im Kreis Kleve sieht's gut aus", erfährt man etwas arg beschaulich regional. Mit dem ZDF, für das Intendant Markus Schächter und Chefredakteur Nikolaus brender höchstpersönlich die Kooperation in Essen mit den WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach besiegelte, soll nun alles ganz anders werden.
Die Kooperation von WAZ und Öffentlich-Rechtlichen hatt schon im vergangenen Sommer für massive Kritik gesorgt, da sich kommerzielle Video-Anbieter wie die Nachrichtenagenturen benachteiligt fühlen. Zudem passte der WAZ-Kurs nicht zur vom Velegerlager ausgegebenen Parole, in der Debatte um den neuen Rundfunkstaatsvertrag gegen eine Ausweitung der Kompetenzen von ARD und ZDF im Internet Stimmung zu machen. Nun kooperiert die WAZ sogar mit zwei öffentlich-rechtlichen Anstalten.
Gerüchte, derwesten.de werde daher seine eigenen Video-Aktivitäten zurückfahren, weist Borchert aber zurück: Das ZDF mit seinem nationalen Angebot runde die schöne neue WAZ-Vidoe-Welt nur ab. Für die Titel an Rhein und Ruhr werde man das hausgemachte Clip-Angebot sogar "Ausbauen und uns sehr aufs Lokale fokussieren."
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