: Konzernentwicklung
■ Die Entwicklung von Daimler–Benz zum Rüstungskonzern
Übernahme von MTU 1969: Daimler–Benz und MAN (Maschinenfabrik– Augsburg–Nürnberg) gründen die Motoren– und Triebwerk–Union München. Das MTU–Kapital tragen sie jeweils zur Hälfte. Beide Firmen haben bereits im Ersten Weltkrieg Flugzeugmotoren gebaut. Die MTU München erhält die Anteilsmehrheit an MTU Friedrichshafen, deren Gründung mit dem Namen Maybach und Zeppelin verbunden ist. 1984: MTU steht auf Rang fünf der BRD–Rüstungsindustrie (12.300 Beschäftigte, Umsatz 2,2 Mrd DM, davon 52 Prozent im Rüstungsbereich). MTU baut die Triebwerke für das Kampfflugzeug MRCA, Tornado und Motoren für die Panzer „Leopard“ und „Marder“. 1985: Daimler übernimmt MTU zu 100 Prozent. MAN sperrt sich kaum - vier seiner Aufsichtsräte sind auch bei der Deutschen Bank engagiert. Übernahme von Dornier 1984: Das Familienunternehmen Dornier ist elfgrößter Rüstungsproduzent der BRD (9.105 Beschäftigte, Umsatz 1,5 Mrd DM, Rüstungsanteil 52 Prozent). Dornier baut am Erdkampfflugzeug „Alpha–Jet“ mit und entwickelt diverse Kriegsgeräte. Firmengründer Claude Dornier brachte die Firma während der Nazi–Zeit durch seine Flugboote zum Laufen. 1985: Familie Dornier hat sich zerstritten und leidet unter Eigenkapitalmangel. Daimler und MBB wollen kaufen, auch Mannesmann ist interessiert. Der Zuschlag geht - mit einem Kapitalanteil von mindestens 65,5 Prozent - an Daimler. Den Vorsitz im Dornier–Aufsichtsrat führt zu diesem Zeitpunkt Hans–Otto Thierbach, ehemals Vorstand der Deutschen Bank. Übernahme von AEG 1982: Die Allgemeine Elektrizitäts–Gesellschaft, drittgrößter Elektrokonzern der BRD und Nummer zwei im Rüstungssektor, ist zahlungsunfähig. Der Vorstand beantragt Vergleich. Die eng mit der Dresdner Bank verflochtene AEG hat die 100 Jahre alte Konkurrenz mit Siemens (eng mit der Deutschen Bank verbunden) verloren. 1984: Nach Ende des Vergleichs ist die AEG–Belegschaft mit 72.000 Beschäftigten nur noch halb so groß wie vor vier Jahren (Umsatz 11,5 Mrd DM). Der Anteil von Fremdkapital, getragen von den Banken unter Führung der Dresdner Bank, liegt bei 90 Prozent, was die Geldgeber anscheinend überfordert: Die Deutsche Bank tritt hinzu. AEG–Aufsichtsratsvorsitzender wird Klaus Kuhn, gleichzeitig Beirat der Deutschen Bank in Essen. Den Vorstandsvorsitz behält Heinz Dürr von seiten der Dresdner Bank. 1985: Im Oktober übernimmt Daimler ein Viertel des AEG–Kapitals. Fünf Monate später, nachdem die Einspruchsfrist des Bundeskartellamts abgelaufen ist, wird der Anteil auf 56 Prozent erhöht. 1986: MTU, Dornier und AEG sind vollständig konsolidiert. Der Daimler–Konzern wird erstmals umsatzstärktes Unternehmen der BRD. raw
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