piwik no script img

NachgefragtKonzepte müssen her

■ Interview mit Lloyd-Betriebsrat Rosche

taz: Die Bundesanstalt für Arbeit hat dem Bremer Auffangmodell nur mit einer wesentliche Einschränkung zugestimmt: Es soll jedem Arbeiter nur einmal möglich sein, von der Beschäftigungsgesellschaft an eine Vulkan-Werft ausgeliehen zu werden. Was bedeutet das für die Werftbetriebe?

Klaus Rosche, Betriebsratsvorsitzender der Lloyd-Werft: Der Schiffs-Neubau ist sehr genau strukturiert, da weiß man, wen man zuerst braucht, wen als zweites, wen als drittes. Da kann man vorausplanen. Für einen Reparaturbetrieb wie die Lloyd-Werft ist das eine große Schwierigkeit, weil jedes Schiff nach 14 Tagen anders aussieht. Also muß bei uns vorrangig das Standort-Konzept her, damit wir wissen, wie die Belegschaftsstärke in Zukunft sein soll, was die Abteilungen sind und was wir mit Fremdfirmen organisieren müssen. Wie das praktisch gehen soll mit diesem Modell aus Nürnberg, das kann ich mir noch nicht vorstellen.

Das bedeutet: Diejenigen, die in den nächsten Wochen noch genug Arbeit haben auf der Lloyd-Werft, werden ihre Arbeitsverträge nicht gegen einen befristeteten Vertrag mit der Beschäftigungsgesellschaft eintauschen?

Das Konzept muß in den nächsten Tagen rüberkommen...

Was für ein Konzept?

Irgendein Konzept, wie die Struktur Lloyd, wie die Struktur Seebeck, wie die Struktur Vulkan – oder auch gemeinsam – aussehen soll. Da müssen dann ja irgendwelche Zahlen für die Belegschaftsstärken angegeben werden. Sonst weiß ich ja gar nicht, wer in die Beschäftigungsgesellschaft gehen soll.

In den letzten Monaten haben die kein Konzept zustande gebracht. Wieso soll sich das jetzt in Tagen ändern?

Ich behaupte, es gibt Konzepte, man hat mit Prüfgesellschaften zusammengesessen, man muß natürlich alle an einem Tisch haben, auch die Gläubiger, die das Geld geben, um solche Konzepte abzusichern. Sobald da Klarheit besteht, werden wir einbezogen. Das dauert noch ein paar Tage, so ist jedenfalls mein Wissensstand. Aber es darf keinen Monat mehr dauern.

Was sagen Sie zur Forderung des Arbeitssenators, daß alle Arbeiter in die Beschäftigungsgesellschaft gehen sollen?

Das war für uns neu, weil der Vergleichsverwalter bei uns genau das Gegenteil gesagt hat...

Von Betteray?

Ja. Weil bei uns offenbar immer noch Aussicht auf einen Vergleich besteht. Damit stand fest, daß diejenigen, die bei der Lloyd-Werft eine Perspektive haben, nicht in die Beschäftigungsgesellschaft gehen sollten. Es werden nicht mehr alle mit an Bord sein, da sind wir uns sicher. Und nun wird auf einmal gesagt: Alle rein in die Beschäftigungsgesellschaft. Das hat große Verunsicherung im Betrieb gegeben.

Beim Vulkan Vegesack ist bis Juni Arbeit an dem Containerfrachter und an der Costa II...

Bei der Costa II wissen wir noch nicht, wie es weitergeht.

Und dann ist, soweit man bisher sieht, erstmal nichts mehr zu tun. Wenn am 2. Mai die einmalige Möglichkeit, zurückverliehen zu werden, verbraucht ist, kann man niemanden mehr im Juni für eine Zwischenzeit in die Beschäftigungsgesellschaft zurückschicken.

Das ist ein Problem. Es gäbe danach nur noch die Möglichkeit, Kollegen wieder voll bei der Werft zu beschäftigen. Bis dahin aber muß die Konzeption stehen. Bis dahin muß man wissen, wieviele voll weiterbeschäftigt werden können. Es wird mehrere Gruppen geben. Die einen sind voll dabei, bei anderen kann man dieses Instrument Beschäftigungsgesellschaft ziehen, und es wird eine dritte Gruppe geben, bei denen es darum geht, wie man sie weiterqualifizieren kann, zu einer neuen Beschäftigung oder zu sonst was. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen