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Kontra Viertel-Fußgängerzone

■ Handelskammer fordert: Beschlüsse nicht umsetzen / Klage in Vorbereitung

Noch verstopfen die Autos der Viertel-EinkäuferInnen den O -weg (Foto: SHe)

Kontra Viertel-Fußgängerzone

Handelskammer fordert: Beschlüsse nicht umsetzen / Klage in Vorbereitung

Ostertorsteinweg und Vor dem Steintor, die beiden Konsum- und Kneipenmeilen des Bremer „Viertels“ sollen bis 1991 „fußgängerzonenähnlich“ umgestaltet werden. Mit diesem Beschluß hatten zwei Stadtteil-Beiräte am 10. und 11. Juli einen Schlußstrich unter die jahrelange Debatte um den Verkehrsfluß im „Viertel“ gesetzt. Aber nur vorläufig. Denn die Bremer Handelskammer stößt die Debatte jetzt, einen Monat später, wieder an, indem sie dem Ortsamtsleiter schreibt: „Die Beschlüsse, den Ostertorsteinweg und die Straße Vor dem Steintor in Teilabschnitten für den Verkehr zu sperren, treffen den Lebensnerv der Kaufmannschaft. Die Handelskammer fordert die zuständigen Senatoren auf, die Beiratsbeschlüsse nicht umzusetzen.“ Einzelhändler Otto Sievers („Luperti“ - Glas, Porzellan, Bestecke): „Das Beiratskonzept ist vollkommen unausgegoren und geschäftsschädigend. Wir haben ein Anwaltsbüro beauftragt, eine Klage vorzubereiten.“

Die Kaufleute hatten zu Anfang jegliche Pläne, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit einer eigenen Trasse zu bedenken und Autos ganz zu verbannen, abgelehnt. Dann aber hatten sie ein eigenes Kaufleute-Konzept vorgelegt, das ebenfalls die Fußgängerzone will und in dem Satz gipfelt: „Die Zeit, in der alle (Wohnbevölkerung, Geschäftsinhaber, Angestellte und Kunden) mit dem Auto vor ihr Ziel fahren konnten, ist vorbei.“ Das Kaufleute-Konzept sah jedoch etwas vor, was die „Viertel„-AnwohnerInnen ablehnten: Mehrere, zum Teil unterirdische „Parkierungsanlagen“. Hermann Pölking-Eiken („Georg-Büchner Buchhandlung“), der die Kaufleute-Position zunächst geteilt hatte, hat sich aus der Auseinandersetzung zurückgezogen, „weil die Position nicht mehrheitsfähig war“. Pölking-Eiken sieht jedoch noch immer „ungeahnte Folgen dieses Eingriffs“ voraus. Etwa für das Kneipen-und Kulturleben: „Fußgängerzonenleben finde ich öde.“

B.D.

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