: Konservativer Dirigent
betr.: „Der Meisterschüler“, taz vom 10. 1. 03
Der Artikel kann nur befremden. Ohne auf die herausragenden künstlerischen Leistungen Christian Thielemanns, etwa als auch im Ausland bewunderter Dirigent der Sinfonien Anton Bruckners, mit einem Wort einzugehen, denunziert der Verfasser Thielemann mit rein politischen Argumenten, die dessen angeblich konservativen Standpunkt bemäkeln. Als wäre das ein Einwand! Hat man je gegen Künstler eingewandt, sie seien „progressiv“ oder ständen der Linken nahe und seien deshalb auch künstlerisch fragwürdig? Und ob ein marxistischer Musiktheoretiker wie Adorno ein geeigneter Stichwortgeber zur Beurteilung herausragender Aufführungen des deutsch-österreichischen Repertoires ist, mag bezweifelt werden.Würde dieses Repertoire auf Kosten anderer Musikrichtungen exklusiv in Konzerthäusern oder auf Opernbühnen gespielt, wäre an den Bedenken allenfalls ein richtiges Moment. Davon kann aber keine Rede sein. Dem Verfasser wäre zu wünschen, die Aufnahmen Thielemanns vorurteilsfrei anzuhören und Freude dabei zu empfinden statt seinen Ressentiments freien Lauf zu lassen. GERHARD PLUMPE, Bochum
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