Konsequenter Verzicht auf Analyse

betr.: „PDS will endlich wieder geil sein“, taz vom 2. 2. 04

Wieder einmal hat Jens König mehr über seine schlechte Laune und seinen Unmut darüber berichtet, dass er beruflich einige Stunden am Wochenende mit PDS-Genossen verbringen musste, als über das eigentliche Geschehen auf dem Europaparteitag der PDS.

Kein Wort beispielsweise darüber, warum die eigentlich ideale Europaabgeordnete Evrim Baba nicht mehr auf den für sie vorgesehenen Listenplatz gewählt wurde. Besonders ärgerlich sind die vielen (Ab-)Wertungen wie „tödliche Langeweile“, „intellektuell anspruchslos“ und „aus Verzweiflung selbstgerecht“, die in einem Bericht nichts zu suchen haben. Dafür gibt es dann ja den Kommentar, den König wieder mal unter konsequentem Verzicht einer Analyse redlich dazu nutzt, die PDS endgültig totzuschreiben.

Diesmal diagnostiziert er bei der PDS Schizophrenie und einen „Zustand des Irreseins“. Missgunst und Ressentiments bis zur Feindseligkeit sind schlechte Voraussetzungen für eine angemessene Berichterstattung. Wer am Sonntagabend die PDS-Bundestagsabgeordnete Petra Pau bei Christiansen erlebt hat, konnte sich davon überzeugen, wie hellwach, lebendig und argumentativ untermauert die PDS derzeit dasteht. STEPHAN KÄPPLER, Berlin