Konjunktur: Arbeitsmarkt enttäuscht Experten
0,1 Prozent weniger Joblose als vor einem Monat - Fachleute hatten wegen des anhaltenden Aufschwungs mehr Rückgang erwartet. Auch der Fachkräfte-Mangel spitzt sich zu.
NÜRNBERG taz/rtr Die Zahl der Arbeitslosen ist im August nicht so stark gesunken wie erwartet. Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) meldete am Donnerstag 3,705 Erwerbslose. Das waren 10.000 weniger als im Juli und 666.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ging binnen Monatsfrist um 0,1 Punkte auf 8,8 Prozent zurück - vor einem Jahr hatte sie noch 10,5 Prozent betragen. "Die gute konjunkturelle Lage wirkt sich weiter auf den Arbeitsmarkt aus", sagte BA-Chef Frank Weise. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lege zu, die Zahl der offenen Stellen bleibe hoch. Experten hatten wegen des anhaltenden Aufschwungs mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahl auf 3,69 Millionen gerechnet.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben sich Weise zufolge bislang nicht auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt. Bis Anfang 2008 sei damit auch nicht zu rechnen. "Dann muss man allerdings sorgfältig beobachten", sagte der BA-Chef. Wegen der Krise hatten sich mehrere Konjunktur- und Verbraucherindikatoren verschlechtert. Der Mangel an Fachkräften hat sich den Angaben zufolge in den vergangenen Wochen verschärft. Ingenieure würden vor allem in Baden-Württemberg und Bayern händeringend gesucht, sagte BA-Finanzchef Raimund Becker. Die Industrie finde zudem kaum noch Elektriker, Schlosser und andere Fachkräfte.
Die BA erwartetet, dass die Arbeitslosenzahl 2008 auf den niedrigsten Stand seit Anfang der 90er Jahre fallen werde. Im Jahresschnitt sei dann mit 3,44 Millionen Erwerbslosen zu rechnen, wie das BA-Forschungsinstitut IAB voraussagt.
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