: Kongos Präsident befiehlt Feuerpause
■ Möglicherweise 10.000 Tote im Krieg um Brazzaville. Paris verstärkt Truppen
Brazzaville/Paris (rtr/AFP/AP) – Nach sechs Tagen blutiger Kämpfe hat der Präsident von Kongo-Brazzaville, Pascal Lissouba, der Regierungsarmee eine Feuerpause befohlen. „Ich befehle eine umgehende Feuereinstellung, um Vermittlungen eine Chance zu geben. Frieden muß unser oberstes Ziel bleiben“, sagte er im staatlichen Rundfunk. Der Versuch, Ordnung herzustellen, habe einen Bürgerkrieg ausgelöst. Der Bürgermeister von Brazzaville, Bernard Kolelas, soll nun zwischen beiden Seiten vermitteln. Lissouba entschuldigte sich auch bei der Demokratischen Republik Kongo dafür, daß eine Artilleriegranate nach Kinshasa gelangte, wo sie die Residenz des nigerianischen Botschafters zerstörte. Der bewaffnete Konflikt zwischen Lissouba und dem früheren Militärdiktator Denis Sassou-Nguesso hatte am Donnerstag vergangener Woche begonnen, als Lissoubas Truppen versuchten, Sassou-Nguessos Privatmiliz zu entwaffnen. Die Miliz brachte daraufhin große Teile Brazzavilles unter ihre Kontrolle. Bei den Kämpfen sind nach Angaben evakuierter Franzosen möglicherweise bis zu 10.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Evakuierten berichten von Leichenbergen in den Straßen und von massiven Plünderungen vor allem durch die Regierungstruppen. Sie kritisierten zudem, daß die Pariser Botschaft in Brazzaville sich vor allem um die Sicherheit von Präsident Lissouba kümmere.
Frankreich stockte gestern sein Truppenkontingent in Brazzaville auf 1.300 Soldaten auf. Angehörige von Lissoubas Regierung wünschen eine französische Intervention in dem Konflikt. Alexis Jaraud, der Sprecher der französischen Truppen, wandte sich jedoch gegen eine Militärintervention.
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