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Konfrontation mit dem Tod

■ Ayhan Salar über seinen beim Hamburger Kurzfilmfestival preisgekrönten Film „Totentraum“

Mit dem Kurzfilm Totentraum gewann Ayhan Salar den Preis beim Sonntag zu Ende gegangenen Hamburger Kurzfilmfestival in der Reihe „fresh hamburg shorts“. Im Gespräch erläutert der 28jährige Filmemacher, worum es in dem 15minütigen Film geht.

Wie bist du Filmemacher geworden?

Die Filmhochschulen wollten mich nicht, also mußte ich fünf Jahre als Sozialarbeiter arbeiten. 1992 bin ich dann in die Filmklasse der Kunsthochschule Bremen aufgenommen worden. Das war eine reine Experimentalfilmklasse.

Dein Film „Totentraum“ ist aber alles andere als experimentell.

Stimmt. Nachdem ich jahrelang nichts anderes gemacht habe, hatte ich die Nase voll von formalen Experimenten.

Wieso?

Ich spürte, daß ich etwas zu erzählen habe. Deshalb wandte ich mich eher der narrativen Ecke zu.

Dein Film erzählt zweierlei. Zunächst einmal von dem gebrochenen Heimatgefühl der türkischen Gastarbeiter.

Ja, die meisten Türken waren ja nur körperlich hier, geistig haben sie sich nicht auf Deutschland eingelassen. Immer haben sie in einem Exilgefühl gelebt, nie haben sie von der Türkei wirklich Abschied genommen.

Das klingt wie Kritik an deiner Vatergeneration.

Es ist auch kritisch gemeint. Wir, die zweite Generation, haben in einem permanenten Widerspruch gelebt. Deshalb konnten wir keine Wurzeln schlagen. Jetzt ändert sich aber gerade etwas, jetzt, wo die ältere Generation allmählich vom Alter her mit dem Tod konfrontiert wird. Jetzt, wo sie merken, daß sie in Deutschland sterben könnten, verändert sich ihre Einstellung.

Der Tod ist das zweite Thema deines Films, er zeigt die Waschung eines Leichnams.

Ich hatte eigentlich gedacht, daß man im islamischen Kulturkreis vertrauter mit dem Tod wäre. Von der religiösen Regel her müßten eigentlich die nächsten Verwandten einen Leichnam auf die Beerdigung vorbereiten, so wie das in dem Film geschieht. Aber man ist doch den Regeln schon sehr entfremdet. Insofern ist der Tod auch bei uns zu einem Tabu geworden. Nicht nur hier in Deutschland, auch in der Türkei selbst gibt es jetzt professionelle Leichenwäscher.

Bei deinem Film fällt vor allem die ruhige Erzählweise auf. Was sind deine Vorbilder?

Krzysztof Ptack, der Kameramann des Films, ist Pole, und das hat seinen Grund: Ich mag die osteuropäische Ästhetik sehr gern, vor allem das russische Kino. Ein großes Vorbild für mich ist Andrej Tarkowskij, jetzt bestimmt nicht von dem Inhalt seiner Filme her, der ja sehr christlich geprägt ist, aber bezüglich der Form und der narrativen Experimente. Das griechische Kino des Thodoros Angelopoulos hat mich auch beeinflußt.

Was hast du als nächstes vor?

Um Geld zu verdienen, drehe ich bald wohl einen Dokumentarfilm fürs Fernsehen, über die Gruppe der Aleviten. Und dann sitze ich gerade an einem Drehbuch, das im Homosexuellenmilieu unter Türken spielt.

Wieder ein Tabuthema.

Stimmt, wobei es Zeit wird, daß es gebrochen wird.

Fragen: Dirk Knipphals

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