Kommentar: Kommt nach Bremen!
■ In dieser Stadt ist alles möglich
Lust auf Macht? Kommen Sie nach Bremen! Denn wenn Sie hier einmal den politischen Thron der Macht erklommen haben, sitzen Sie sicher im Sattel: Bremen leistet sich einen Staatsrat namens Hoppensack. Seine „organisierte Verantwortungslosigkeit“ hat zum Tod eines Asylbewerbers geführt. Hoppensack hat politisch überlebt. Schließlich ist er Staatsrat im SPD-geführten Sozialressort, und die die Große Koalition war gerade geboren. Die CDU wollte ihren Innenstaatsrat von Bock behalten. Gegen ihn wird wegen Strafvereitelung im Amt ermittelt. Ein schlechtes Vorbild für die Polizei? Vielleicht woanders, aber nicht in Bremen.
Das gilt auch für einen Staatsrat (Hoffmann), der eigenmächtig Millionen an Haushaltsgeldern ausgibt, ohne die Zustimmung der Bürgerschaft abzuwarten. Anstatt ihn zur Rechenschaft zu ziehen, werden die Medien durchsucht, die sich erdreisten, den Skandal aufdecken. Natürlich darf der Justizsenator bleiben. „Die Staatsanwaltschaft braucht keine politischen Anweisungen“, hat sich Scherf in der Bürgerschaft weise verteidigt. Ob er sich noch an das Ermittlungsverfahren gegen ihn in Sachen Hans-Wendt-Stiftung erinnert. Wohl kaum. Damals hat er die Staatsanwälte hinter verschlossenen Türen angeschrien, wie sie es wagen könnten, gegen ihn, den Senator zu ermitteln. In Bremen gelten halt andere Spielregeln. Da wird man nicht zur Verantwortung gezogen. Kerstin Schneider
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