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Kommerzielle Interessen vor Tierschutz?taz-LeserInnen zum Thema KüheschlachtenEs ist ein Skandal

betr.: „Gemetzelt statt geschnetzelt“, taz vom 1. 2. 01

[...] Es ist ein Skandal, nicht „nur“ eine Katastrophe. Es geht um Dimensionen, die begrifflich kaum noch darstellbar sind. Frau Künast nimmt als zusätzliche Begründung, außer der „Marktbereinigung“, jetzt noch den Tierschutz heran. „Weil es zu eng in den Ställen würde . . .“ Schwierig wird es, hier nicht sarkastisch zu werden. [...]

Praktizierter Tierschutz hieße, dass die Gelder für diese Massentötung dafür benützt würden, den Tieren das Leben zu erhalten und die Bauern für diese Arbeit zu bezahlen. Wenn es ernst gemeint wäre, mit einer „tiergerechten“ Haltung, müssten auch Gelder dafür ausgegeben werden, Ställe zu vergrößern. Und es müsste alles getan werden, die Anzahl der Tiere nicht wieder zu steigern.

Das hieße auch ein Umdenken bei den indirekten Milchkuhprodukten, wie Milch, Joghurt, Käse, weil es dieses so als billiges Massenangebot nicht mehr gäbe. Ohne drastisch veränderte gesetzliche Grundlagen, die so schnell wie möglich geschaffen werden müssten, um die Haltungsbedingungen der Tiere entscheidend zu verbessern, werden sich die heutigen Probleme Jahr für Jahr nur wiederholen. [...] PETER GERNBACHER, Stuttgart

Für mich bedeutet eine Abschlachtung von 400.000 Tieren eine Grausamkeit, die ich nicht beschreiben kann. Erst füttert man die Tiere mit etwas, das sie eigentlich von Natur aus nicht fressen würden, könnten sie selbst entscheiden, und dann schiebt man die Verantwortlichkeit auf die Tiere. Eine feine Art, mit Fehlern umzughen, bei denen es eigentlich nur um die Ausbeutung von der Natur gegebenen Ressourcen geht. Aber das kennen wir ja schon. [...] CHRISTINE DANZER, Valencia

Da werden Steuermilliarden in die Produktion kontaminierten Fleisches gepumpt und jetzt weitere Milliarden in die Vernichtung der gequälten Kreatur. Für den Schutz von uns Menschen, unserer Umwelt, guter Bildung oder beispielsweise gegen die Kinderarmut ist kein Geld da. Unsere Steuermilliarden gehen in unsere eigene Vernichtung, und die Gesellschaft sieht ihrem kollektiven Selbstmord gelähmt zu oder klatscht Beifall. Sind unsere Politiker nur korrupt oder schon alle des Rinderwahnsinns?

HOLGER STROHM, Mölln

[...] Ist die Tötung und Verbrennung von hunderttausenden von Rindern allein in Deutschland der Beginn der von der EU-Kommission so lautstark propagierten maßvollen Landwirtschaftspolitik? Es scheint, als gelte das von allen Politikern so hochgelobte Tierschutzgesetz mit seinem Anspruch „aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen“ nur so lange, wie kommerzielle Interessen nicht berührt werden.

Die geplante Aktion schützt weder die Verbraucher noch löst sie das BSE-Problem. Sie ist als Fortsetzung der als falsch erkannten und in die derzeitige Krise führenden Subventionspolitik der EU zu verstehen. Da eine marktpolitische Bereinigung nicht als ein im Tierschutzgesetz vorgeschriebener „vernünftiger Grund“ zum Töten eines Mitgeschöpfes akzeptiert werden kann, verstößt diese Maßnahme eindeutig gegen geltendes Tierschutzrecht.

Darüber hinaus ist es unbegreiflich, dass hier vom Staat hunderttausende Tonnen hochwertiger Lebensmittel zur Vernichtung vorgesehen sind, während in anderen Ländern immer noch Menschen an Hunger sterben. CHRISTIAN LAIBLIN,

Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz, Berlin

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