■ Kommentar: Frau mit Format
Robert Vogel grinste. Der Geniestreich war dem eigenwilligen FDP-Chef mal wieder vorzüglich gelungen. Wie einst Ingo von Münch eroberte Gisela Wild die freidemokratische Basis am Montagabend für sich. Ein Tritt nicht nur vor das Schienbein altgedienter FDP-Funktionärinnen.
Mit der Wahl Wilds fehlt auch Senatschef Henning Voscherau ein kleiner Baustein aus seinem Wahlkampf-Setzkasten. Denn die forsche Rechtsanwältin und Streiterin gegen das Volkszählungsgesetz paßt so gar nicht in das Bild der Immobilienhai-Partei, das Voscherau derzeit so hingebungsvoll malt. Im Zweifel ist sie sozialliberal, steht Politikern wie Burkhard Hirsch oder Rudolf Baum allemal näher als dem Markt-Grafen.
Was auch der GAL durchaus Probleme bereiten wird. Nicht nur weil die FDP sich mit Gisela Wild (und auch mit den Kandidaten, die hinter ihr plaziert wurden) wieder regierungsfein gemacht hat. Mit ihrer neuen Spitzenkandidatin kann die FDP auch in schon sicher geglaubte Wählerpfründe der Grünen eindringen. Unzufriedene Sozialdemokraten zum Beispiel könnten sich durchaus zu einer Politikerin hingezogen fühlen, die sich gegen den großen Lauschangriff und gegen den Ausbau des Überwachungsstaats ausspricht, die auch ihre eigene Partei zum Beispiel wegen des Diätendesasters nicht schont.
Eine Kandidatin, die sich auch auf die auch bei der GAL inzwischen eingeübten polit-rhetorischen Eiertänze nicht einläßt, sondern, sagt, was sie will. Und das ist im Zweifelsfall ein Senatorenamt. Justizressort oder Innenbehörde. Gisela Wild hat durchaus das Zeug dazu.
Uli Exner
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