Kommentar: Protest umsonst
■ Hutzelbetriebe beim Demonstrieren
Das Benzingeld hätten sie sich sparen können: Die bayerischen Käseschmelzer haben in Bremen demonstriert, die schwäbischen Präzisionsschleifer dito, und keiner hat–s gemerkt. Ach Gott! Das hätten sie mit einem Anruf im krisengeschüttelten Bremen rauskriegen können, daß solcherart Minidemos von süddeutschen Hutzelbetrieben nichts aber auch gar nichts bewirken. Wo bei uns die Betriebe reihenweise zugemacht haben. Wo bitte liegt Schwabmünchen und wo Fronstätten?
Da gehen Betriebe ein, werden Menschen arbeitslos? Das läßt die sorgenzerfurchten BremerInnen mittlerweile kalt, und nicht nur sie. Wer mit Massenprotest Erfolg haben will, der muß schon Massen aufbieten: Der muß schon ein ganzes Bundesland samt Ministerpräsidenten und Allparteienkoalition und Medienmacht hinter sich haben. Das lehrt der Fall Klöckner. Und manchmal reicht auch das nicht. Das lehrt der Fall Rheinhausen.
Im ernst kann sich doch niemand der Phantasie hingeben, der Rationalisierungswahn ließe sich so aufhalten oder gar der stetige Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Diese Proteste sind so hilflos, wie sie verzweifelt sind, dieser Weg ist eine Sackgasse. Bleibt nur ein simpel klingender Ausweg, die Arbeit muß anders verteilt werden. Die anstehenden Wahlen wären Gelegenheit genug, die Politik darauf festzulegen. Jochen Grabler
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