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■ KommentarEin Desaster

Als der Gewürzfabrikant Hermann Laue sein Areal im Sanierungsbiet Schanzenviertel zum Verkauf anbot, waren sich viele Fachleute einig: Senat, mache von Deinem Vorkaufsrecht Gebrauch, denn der Wohnraum wird dringend benötigt. Doch die Stadt verzichtete darauf, den Komplex zu übernehmen und dort in eigener Regie sozialen Wohnungsbau zu betreiben.

Sicher, Dabelstein hatte gute Referenzen. Der holländische Immobilienpool – für den er sich engagiert – hatte sich mit vielen Instandsetzungsprojekten einen Namen gemacht. Und auch in Hamburg agierten der Jurist und sein Kompagnon Backhuß in der Immobilienbranche nicht ohne Erfolg. Dabelstein baute mit Ex-St. Pauli-Präsident Otto Paulick das Hotel „Arcade“ am Nobistor, gehörte zu den aussichtsreichsten Investoren auf der Fleetinsel und wollte dem Kiez auf der Reeperbahn ein neues Gesicht verpassen.

Doch der Hamburger Senat mußte schnell erkennen, daß er sich verkalkuliert hatte. Im Zuge des Baubooms in Hamburg hatten Dabelstein & Co. Wichtigeres zu tun, als sich um ein marodes Areal im schmuddeligen Schanzenviertel zu kümmern, wo es zudem auch noch dauernd Ärger mit Hausbesetzern und der Alternativ-szene gibt.

Und wenn das Bezirksamt derzeit versucht, auf die sanfte Tour Schadensbegrenzung zu betreiben - dann ist das wohl löblich. Es bleibt aber ein Skandal, daß über Jahre hinweg dringend benötigter Wohnraum leersteht. Den Leerstand haben zwar die Investoren verschuldet; die politische Verantwortung für das Desaster trägt aber in erster Linie der Hamburger Senat. Kai von Appen

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