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KommentarPolizei als Täter

■ Steintor-Sondergruppe gehört aufgelöst

Die Polizei ist dazu da, Straftaten zu verhindern, oder, falls das nicht klappt, sie anschließend aufzuklären. Was sich allerdings Beamte der berüchtigten Steintor-Drogenermittlungsgruppe offenbar im Zusammenhang mit der „Focus“-Denunziation des Bremer Kurden Sait Bilgin geleistet haben, ist das krasse Gegenteil.

Da stand der Kripo-Beamte S. direkt daneben, als der „Focus“-Fotograf ganz offensichtlich und mit Blitzlicht das Recht des Kurden am eigenen Bild verletzte. Ginge es hier um Fotos eines Demonstrationseinsatzes, hätte die Polizei den Film samt Fotoapparat umgehend beschlagnahmt. Doch im Waller Biergarten soll der Beamte S. sogar ausrücklich zum Fotografieren aufgefordert haben. So jedenfalls erinnern sich Zeugen.

Und anschließend will die Polizei fünf Monate lang partout von nichts gewußt haben. Erst die Enttarnung des Kripo-Mannes S. auf dem stümperhaft geschwärzten Focus-Foto bringt jetzt einen Zipfel der Wahrheit ans Licht. Doch weiterhin versucht das Steintor-Revier die Aufklärung des Falls nach Kräften zu verhindern, verfälscht zum Beispiel Ort und Zeit der Tat.

Eine Polizeieinheit, die Straftaten erst anregt oder duldet und anschließend zu ihrer Vertuschung beiträgt, erfüllt das Gegenteil ihres Auftrags. Die Steintor-Sonderermittlungsgruppe muß so schnell wie möglich aufgelöst werden. Dirk Asendorpf

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