■ Kommentar: Im Auto mit Onkel Roland
Berlin ist wie Onkel Roland beim Autofahren: Wenn der nervöse Mann sich nicht entscheiden kann, ob er nun rechts oder links vorbei will, steuert er stets beharrlich auf den beleuchteten Straßenpoller zu. Erst im letzten Moment reißt er dann das Steuer nach der einen oder anderen Seite herum. Der pure Zufall. Genauso verfährt das Land mit seinen Universitäten. Jüngstes Beispiel sind die Entscheidungen um den Wissenschaftsetat: Heute war die Deadline für den Beitritt zum Hochschulsonderprogramm. Dabei handelt es sich nicht um einen x-beliebigen Finanztransfer. Das Programm enthält alles, was den Unis beim rabiaten Zusammenstreichen im Frühjahr abhanden gekommen ist: Tutorien, Graduiertenförderung, Frauenstipendien. In der Bildungspolitik gilt das Sonderprogramm als unabdingbar, um die Unis nicht vollends verkommen zu lassen.
Der Senat entschied – gestern. Nein, eigentlich hat der Senat noch gar nicht entschieden. Wie Onkel Roland hat er den Wagen nur ein Stückchen weiter Richtung Poller gefahren. Die wichtigste Frage wurde nämlich nicht geklärt: Wer kommt für den Eigenanteil des Landes auf, der bezahlt werden muß, ehe die Programmittel fließen. Immerhin, Onkel Roland ist nicht mehr allein; SPD-Fraktionschef Böger und der Regierende haben sich zu ihm ans Steuer gesetzt. Es heißt, Wissenschaft sei ein Standortfaktor. Den dürfe man nicht gegen den Poller fahren. Im Auto sitzen nämlich Tutoren, abgewickelte Ostwissenschaftler und Doktoranden. Sagt das Onkel Roland. Christian Füller
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