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KommentarKehrt alles wieder

■ Büros ohne Wohnungen beenden den Traum von der lebendigen Hafen-City

Die Botschaft der Investoren auf der Kehrwiederspitze ist eindeutig: Gesellschaftliches Engagement zur Wiederbelebung der Stadt bringt zwar Ruhm und Ehre, aber kein Geld. Wohnungsbau ist für sie ein Verlustgeschäft. Deswegen wird es – trotz der leidigen Erfahrung mit den monotonen Bürostädten City-Nord und Hammerbrook – auch am Hafenrand wieder nur Büros geben.

Gesamtstädtisch hat das Scheitern der Kehrwiederspitze Signalcharakter. Wieso sollen künftige Investoren politische Vorgaben überhaupt noch ernst nehmen, wenn die selbst bei Prestigeobjekten in attraktivster Hafenlage nicht erfüllt werden müssen? Offenbar reicht der schlichte Vorwand der Unwirtschaftlichkeit aus, um das Baurecht zu umgehen. Wer wollte sich da einbilden, daß beispielsweise bei der geplanten „Perlenkette“am Holzhafen wie vereinbart tatsächlich demnächst Wohnungen gebaut werden?

Die Investoren können sich derweil ins Fäustchen lachen: Die Stadt ist in der Zwickmühle. Entweder macht sie zur Rettung der Kehrwiederspitze Geld locker und subventioniert so ausgerechnet Luxuswohnungsbau. Damit wird sie erpreßbar. Oder sie duldet die unerwünschte Monostruktur. Womit sie sich den Bauherren gleichermaßen ausliefert.

Solange Sanktionen wie saftige Vertragsstrafen ausbleiben, wird nur gebaut, was abschreibbar und nicht was städtebaulich sinnvoll und nötig ist. Die Vision einer lebendigen und bewohnten Hafen-City wird damit wenig glaubhaft. Der bescheidene Auftakt dazu jedenfalls ist soeben mißlungen. Heike Haarhoff

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