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■ KommentarFalsche Rechnung

Kultur sieht die Finanzsenatorin aus der Perspektive des Rechenschiebers. Das mag aus ihrer Sicht vernünftig erscheinen. Grundsätzlich bedeutet dies jedoch einen Knick in der Optik. Denn Fugmann-Heesing irrt, wenn sie meint, Qualität auf Bühnen oder in Ateliers werde garantiert, indem man Prioritätlisten aufstellt. Wer da wieder hinten runterfällt, ist jetzt schon klar. Es sind jene, die dem derzeitigen neumodischen Kulturbegriff nicht entsprechen: Theater und Museen, die nicht wirtschaftlich arbeiten können, oder Künstler und freie Gruppen, die sich nicht marktgerecht verhalten. Ein paar Bühnen, ein paar Studios, ein paar Ateliers mehr oder weniger, was soll's – mag sich die Finanzsenatorin denken. Ihr Job ist es, den maroden Haushalt in Ordnung zu bringen.

Doch Kultur rechnet sich nicht, hat sich niemals gerechnet. Denn ein Kulturbetrieb ist kein Geschäft wie jedes andere, sondern oftmals das pure Gegenteil. Klar, Opern verpulvern Millionen, Theater auch und Ausstellungen ebenfalls. Na und? Bleiben diese doch kleine Fische im Verhältnis zu den Milliardeninvestitionen, die das Land etwa unter dem Tiergarten vergräbt. Und auch dort hängen Arbeitsplätze dran. Der Maßstab für Kultur kann nicht die nächste Haushaltsrunde sein. Der Rechenschieber wird so zum Zaunpfahl. Und den halten die in der Hand, die der Kultur bedürfen. Rolf Lautenschläger

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