Kommentar: Der Pagelsdorf-Effekt
■ Der Hamburger Sportverein und der deprimierende Sieg der Mittelmäßigkeit
Von einem Neuanfang war beim HSV zuletzt häufig die Rede. Nach einer sportlich mißglückten und von Skandalen um ein so überfordertes wie eigennütziges Präsidium geprägten Saison sollte sich alles zum Besseren wenden. Dem neuen Trainer Frank Pagelsdorf kam die Rolle des Retters zu. Doch schon vor Beginn der neuen Spielzeit ist der Pagelsdorf-Effekt anscheinend wieder verpufft.
Statt Aufbruchstimmung wie noch vor einigen Wochen herrscht Depression. Die Fans haben resigniert, pfeifen ihre Mannschaft bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus oder strafen sie mit Mißachtung. So wurde auch die öffentliche Demontage des einstigen Publikumslieblings Richard Golz von den Fans fast reaktionslos zur Kenntnis genommen. Das war schon bei Valdas Ivanauskas, der vorher hatte weichen müssen, nicht anders.
Wahrscheinlich aber haben die Anhänger ein sicheres Gespür dafür, daß sich beim HSV nicht wirklich etwas geändert hat. Ein neuer, schon jetzt ratlos wirkender Trainer und der Austausch eines Dutzends alter, mittelmäßiger Spieler durch ein Dutzend neuer, mittelmäßiger Spieler macht noch keinen Neuanfang. Es ist eine oberflächliche Kosmetik, die Strukturen blieben unangetastet. Da kann der Vorstandsvorsitzende Uwe Seeler so oft und so lange fabulieren wie er will.
Vielleicht benötigt der HSV einen echten Schock, um aus seiner Lethargie zu erwachen. Der Abstieg in die zweite Liga wäre einer. Clemens GerlachBericht Seite 20
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