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■ KommentarLost generation

Erstkläßler, die wegen Verhaltensstörungen nicht mehr eingeschult werden, Jugendliche, die noch immer eine Lehrstelle suchen, Kaufhäuser, die wegen sinkender Nachfrage schließen müssen – die Nachrichten der letzten Tage mögen jeweils für sich nach Berliner „business as usual“ klingen. In ihrer Gesamtheit beschreiben sie freilich die soziale und wirtschaftliche Realität einer im Niedergang begriffenen Region.

Geht es um die Zukunft Berlins, werden Politiker und Wirtschaftsleute nicht müde, den Strukturwandel als Chance zu betonen. Doch wer diesen Strukturwandel bewältigen, wer die Qualifikationen zur Dienstleistungsökonomie mitbringen, vor allem aber, wer sie vermitteln soll, darüber wird nur selten gesprochen. Dabei ist schon heute offensichtlich, daß die Schere zwischen den geforderten Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt und der realen Ausbildungssituation der Berliner Beschäftigten und Arbeitslosen immer weiter auseinandergeht. Ein Industriearbeiter läßt sich eben nicht über Nacht zum Computerprogrammierer umschulen.

Vor allem im Bereich der schulischen und beruflichen Ausbildung ist hier eine dramatische Lücke eingetreten, die immer größer zu werden droht. Mit sinkender Qualifikation bei gleichzeitig wachsenden Anforderungen wächst freilich auch die Gefahr, daß in absehbarer Zeit eine „Lost generation“ in Berlin heranwächst. Dies zu verhindern müßte eigentlich Ziel einer umfassenden Reform der Bildungspolitik sein. Dazu bedürfte es aber mehr als einer halbherzig betriebenen Grundschulreform oder der Diskussion um den sprachlichen Förderunterricht. Vorausgesetzt, man hat sich mit dem Heranwachsen weitgehend perspektivloser Generationen nicht schon abgefunden. Uwe Rada

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