Kommentar (vgl. S. 23): Beim Neptun!
■ Noch ein Brunnen auf dem Domshof?
Was haben sich die Bremer schon ihre Köpfe heißgeredet über „Kunst im öffentlichen Raum“. Kann man Kriegserinnerungen als Wandmalerei an einem Bunker ertragen? Muß ausgerechnet Neptun als allzeit populäres Motiv für einen Brunnen herhalten? Nicht immer waren die Debatten zum Nutzen der Kunst. Eine mißverstandene Basisdemokratie führte in Bremen bisweilen zu der irrigen Meinung, auch über Kunst müsse volksweit abgestimmt werden. Die Folge waren Kompromisse, die oft lediglich den biederen Bremer Geschmack bewiesen – Fachkompetenz ist nicht jedermanns Sache.
Man kann es den Bremer Kunstmäzenen also nicht verdenken, wenn sie keine Lust mehr haben, sich von der gesamten Bevölkerung ins Konzept reden zu lassen. Aber auch die Meinung der öffentlich beauftragten Fachleute beiseite zu lassen, wie es jetzt bei der Entscheidung über einen weiteren Brunnen auf dem Domshof geschieht – das ist die pure Ignoranz.
Den Schuh muß sich allerdings weniger die Deutsche Bank anziehen, die den Brunnen als Schenkung an die Stadt versteht. Vor allem Henning Scherf muß sich fragen lassen, was ihn so plötzlich zur ersten (und zugleich letzten) Instanz in Sachen Kunst macht. Seine spontane Zustimmung macht alles lächerlich, was an scharfen und zugleich sensiblen Instrumenten zur Stadtgestaltung in den letzten 20 Jahren in Bremen entwickelt wurde. Thomas Wolff
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