Kommentar (s. Seite 22): Bremer Kultur
■ „Verbrechen der Wehrmacht“ im Rathaus angekommen
Ein Blick auf die Nachrichtenlage, München betreffend, kann uns Bremer zufrieden machen: Welch ein Nord-Süd-Gefälle! Selbst CDU-Landesvorsitzender Bernd Neumann distanziert sich von dem, was in München passiert – und gibt sich mit „Begleitmaßnahmen“ zur Ausstellung zufrieden.
Der Krach um die Wehrmachts-Ausstellung war ein Kommunikationsproblem, und so konnte es der große Kommunikator Scherf brillant entschärfen. Das Thema „Verbrechen der Wehrmacht“ jetzt noch aus dem Rathaus fernhalten zu wollen, wäre witzlos – es ist längst mitten im Rathaus. Einen Tag lang hörte Bremens politische Klasse bei dem Symposium zu, und am Ende war jedem klar: Das Thema gehört ins Rathaus und nicht auf die Straße wie in München.
Die Debatte zeigt, daß vor allem zwei gesellschaftliche Gruppen sich an der Ausstellung stoßen: Die alten Kriegsteilnehmer und jene Militärs der Bundeswehr, die sich mit der Wehrmacht identifizieren. Unter den jüngeren Historikern ist es unstrittig, daß die „Verbrechen der Wehrmacht“ keine Ausnahmeerscheinung in einem ansonsten soldatisch anständig und heldenhaft geführten Krieg gewesen sind.
Den biografisch geprägten Kriegserinnerungen kommt man rational nicht bei. Den Bundeswehr-Offizieren aber muß man klar machen, daß sie gut hinschauen müssen, wenn Fotos von mordenden Wehrmachts-Soldaten gezeigt werden. Klaus Wolschner
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