Kommentar Turbo-Abitur: Nur ein Zwischenstand
Nach dem Turbo-Abi zieht es Hamburger Abiturienten zum Tomatenpflücken nach Australien. Für all die, die es sich leisten können, findet das 13. Schuljahr im Ausland statt.
E s sind in der Tat erfreuliche Ergebnisse, die Schulsenator Rabe präsentierte. Deutlich mehr Schüler, auch aus bildungsfernen Familien, machen Abitur, ohne, dass das Niveau sinkt. Im Gegenteil, es steigt.
Das ist ein Zeichen dafür, dass die konzentrierten Bemühungen in Folge von Schulzeitverkürzung und Profiloberstufe – schlicht mehr Unterricht in kürzerer Zeit, mehr Hauptfächer auf erhöhtem Niveau – auch Früchte tragen.
Damit keineswegs widerlegt ist die Kritik am Turbo-Abitur. Schüler beherrschen diese Fächer gleich gut oder besser. Ihnen fehlt es aber, so hat es den Anschein, an außerschulischen Erfahrungen, an eigenständigem Engagement in Gruppen und Initiativen. Schade, dass diese Aspekte in den Betrachtungen der Schulbehörde keine Rolle spielen.
Ob die Schulzeit wirklich ein Erfolg ist, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen, wenn man weiß – sofern man es wissen will – wie sich die Generation G 8 in Beruf, Studium und allgemein dem Leben zurechtfindet. Viele Schulabgänger tun erst mal nichts oder hauen ab, um das Leben kennenzulernen. Nach dem Turbo-Abi zieht es Hamburger Abiturienten zum Tomatenpflücken nach Australien. Für all die, die es sich leisten können, findet das 13. Schuljahr im Ausland statt. Da ist es praktisch, dass sie gut Englisch sprechen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“