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Kommentar StreiksDer Lokführer-Effekt

Kommentar von Richard Rother

Der Eigennutz der GdL kommt wohl doch allen zugute: Endlich fordern auch die Mitglieder von Verdi einen Ausgleich für die in den letzten Jahren hingenommenen Lohneinbußen.

E ine Streikwelle, wie sie diese Republik lange nicht gesehen hat, schwappt über Deutschland. Mit ungewöhnlich heftigen Warnstreiks im öffentlichen Dienst machte die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di Druck auf die laufenden Tarifverhandlungen. Die Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe begannen einen unbefristeten Ausstand, der den Nahverkehr der Hauptstadt weitgehend lahmlegt. Und ab Montag wollen die Lokführer den Bahnverkehr wieder zum Stillstand bringen - komplett und unbefristet.

Alle diese Streiks haben unterschiedliche Ursachen und Anlässe. Eines haben sie jedoch gemein: Den Beschäftigten reicht es. Während die Wohlhabenden dieses Landes immer reicher wurden, mussten sie in den vergangenen Jahren trotz Aufschwung reale Lohneinbußen hinnehmen. Nun fordern die Streikenden zu Recht einen Ausgleich und stoßen damit in der Bevölkerung auf große Sympathien.

Es geht schließlich nicht nur um mehr Geld, sondern auch um Würde. In den vergangenen Jahren hat die Arbeitskraft in Deutschland dramatisch an Wert verloren; immer mehr Menschen müssen einen dauerhaften sozialen Abstieg fürchten. Schuld daran ist nicht nur die Globalisierung, die stets für die Begründung sozialen Unbills herhalten muss. Verantwortlich dafür waren auch die rot-grünen Hartz-Reformen, die von CDU und FDP unterstützt wurden. Sie haben zur massiven Ausweitung von Minijobs, Leiharbeit und befristeter Beschäftigung geführt. Damit wurden nicht nur Löhne gedrückt, sondern auch die Organisations- und Durchsetzungsfähigkeit der Gewerkschaften geschwächt.

Die schlagen jetzt zurück. Den Anfang machte die kleine Lokführergewerkschaft, die als erste den Stimmungsumschwung witterte. Danach trat die sonst eher zurückhaltende Großgewerkschaft Ver.di auf den Plan. Sie tritt - mit ihrem Streik im Berliner Nahverkehr - jetzt auch deshalb so entschieden auf, weil sie fürchtet, eine allzu zaghaft geführte Tarifrunde könnte unzufriedene Mitglieder dazu verleiten, sich nach Berufsgruppen in eigene Gewerkschaften abzuspalten.

So könnte das, was die Lokführer aus Eigennutz begannen, am Ende allen zugute kommen.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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2 Kommentare

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  • DF
    'der Fänger im Roggen'

    Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er zerbricht. Die Reichen, die stets für die Kriege

    verantwortlich waren um ihr Kapital zu schützen

    oder zu vermehren, versuchen heute in anderer Form

    dasgleiche. Je größer die Armut beim Volk, desto

    größer auch der Reichtum bei den Nimmersatten.

    Lebt das Volk gut, gönnt es auch. Aber wer sieht

    ein, dass wenn man selbst nicht mehr satt wird,

    die 'Asozialen in Jop Anzügen' mit 7- Mäulern

    fressen. Das Volk braucht wieder einen Politiker, der mit Schmackes mal Tacheles redet und

    nicht so verzagt daherkommt wie die Linken, die

    den Eindruck machen, als wollten sie sich noch bei

    denen entschuldigen, die selbst nicht rot werden.

    Menschen vom Schlage Mehdorn müssen Menschen begegnen, die sich wehren und sich nicht damit

    zufrieden geben, dass diejenigen Leute in unserer Gesellschaft das meiste Recht bekommen, weil sie

    das meiste Geld haben.

  • KV
    K. valentin

    Die arbeitende Bevölkerung und die anderen Anständigen, sind längst zum Spielball der Unternehmen geworden, die nur noch dafür sorgen,

    das der Dax gut aussieht. Es gab mal eine Zeit,

    das waren die Unternehmen für die Menschen da und

    nicht umgekehrt. Eigentum versplichtet ist zur

    Farce geworden. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

    genau so. Selbst die Gerichte halten sich nicht

    mehr an die Artikel im Grundgesetz. Sie verwechseln ständig Gerechtigkeit mit Zwechdenken.

    Deutschland ist reif für etwas Neues.