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Kommentar Flüchtlinge in CalaisIn jeder Hinsicht inakzeptabel

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Die Politik hat in Calais sowohl Flüchtlinge als auch Einwohner im Stich gelassen. Immer lauter wird der Ruf, die Grenze nach Dover zu öffnen.

Hat auch seine Berechtigung: Protest gegen den Dschungel Foto: dpa

W er wollte schon den ersten Stein auf diese Leute werfen, die in Calais für die Räumung der Flüchtlingslager demonstrieren? Es wäre viel zu einfach und leichtfertig, diese Geschäftsleute, Gastwirte, Transportunternehmer und Nachbarn des „Dschungels“ mit dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit abzutun. Zweifellos gibt es Rassisten unter ihnen, und die extreme Rechte trägt das ihre dazu bei, um die Stimmung noch anzuheizen.

Dennoch bleibt wahr, dass sich diese Bewohner von Calais am Ärmelkanal von den Politikern im Stich gelassen fühlen. Diese versprechen seit mehr als 15 Jahren eine Lösung. Stattdessen hat sich das Problem nur verschlimmert. Zuallererst für die Flüchtlinge selber. Ihre Lebensbedingungen sind in jeder Hinsicht inakzeptabel. Beim Versuch, als blinde Passagiere nach Großbritannien hinüberzukommen, steigt mit den verschärften Kontrollen und höheren Zäunen auch die Zahl der Verletzten und Toten.

Ebenso unleugbar sind aber auch der Imageverlust und die wirtschaftlichen Schäden für Calais. Was einst eine attraktive Touristenstadt war, gilt in den Medien heute kurzerhand als Flüchtlingscamp. Wer würde schon dort oder auf Lampedusa Urlaub machen? Die Bewohner von Calais und die Flüchtlinge haben ein gemeinsames Interesse an einer raschen und humanen Lösung. Doch wie?

Mit dem Brexit-Votum scheint sich aus französischer Sicht eine Perspektive abzuzeichnen. Warum soll Frankreich länger die Grenzkontrollen besorgen und diese Menschen an der Weiterreise hindern, wenn doch Großbritannien die Kooperationsverträge mit dem europäischen Festland nicht länger will?

Immer lauter wird deshalb der Ruf, die Migranten in Calais nicht länger aufzuhalten, wie dies bislang das britisch-französische Abkommen von Le Touquet verlangt. Damit würde das Kontrollproblem auf unelegante Weise über den Ärmelkanal geschoben. Doch zumindest die Flüchtlinge würden nicht länger dort festgehalten, wo sie nie hinwollten: Calais.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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3 Kommentare

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  • Ich denke, neben den katastrophalen wirtsch. Folgen, welche der Brexit unübersehbar über GB bringen wird, müssen wir uns auch über die fürchterlichen Gewalt Exzesse sorgen, welcher dieser durch elende Lügen geschaffene Brexit gebracht hat.

     

    Durch diesen wurde ein Land in einen fast bürgerkriegsähnlichen Zustand gebracht in dem sich unversöhnlich die beiden Parteien gegenüberstehen. Leider nimmt das Frustpotential weiter zu, wie weiter eskalierenden Proteste zeigen. Es wurde ein Politikerin und ein Pole getötet und es werden seit dem ständig Angriffe auf Ausländer ausgeführt.

     

    Man kann nur beten, dass die geplante Abspaltung von Schottland und vor allem von Nordirland friedlich verläuft. Eine EU Grenze innerhalb von Irland würde den u.a. von der EU herbeigeführten Frieden erneut unnötigerweise gefährden.

     

    Auch die Konflikte mit Polen und Frankreich bzgl. der Migrationspolitik können jederzeit eskalieren. Der Brexit bringt es ans Tageslicht: EU Frieden oder Nationale Konflikte?

     

    Die EU ist dabei wg. pot. Brexit-Nachahmer zum Zusehen verdammt. Die Bürger von GB müssen u.a. also für die Lügen der AfD zahlen. Wenn das nur gut geht!

  • Ähm, wird hier etwa wirklich vorgeschlagen einen neuen Hotspot am Ende des Kanals auf britischer Seite zu schaffen, da ja dann Calais fein raus ist? Immernoch nicht aufgefallen, das nicht zuviel Kontrolle sondern zuwenig zu diesen Verwerfungen geführt hat?

  • ich sehe nicht den Zusammenhang des Brexit mit einem zwischen Frankreich und Großbritannien geschlossenen Abkommen. Oder wurde dies nur unter der Prämisse geschlossen, dass beide Länder in der EU sind?