Bewegungs-Kolumne 19.10.2017: "Protest this shit!"

Eine Sichtung der Ereignisse sozialer Bewegungen in Berlin. Aktuell: Film, NSU-Prozess und die Suche nach neuen feministischen Protestformen.

Protest this shit - Frage nach neuen queeren und feministischen Protestformen? Bild: dpa

JÖRG SUNDERMEIER

Im Xart Splitta (in der Hasenheide 73, ab19.30 Uhr) wird am 19.10. der Film „Szukając Emila – Looking for Emil“ gezeigt, in bayrischer und polnischer Sprache und mit Untertiteln. Es geht um Zwangsarbeiter*innen in der Zeit des Nationalsozialismus, die für den Staat, für nationalsozialistische Organisationen, für Unternehmen, für die Kirche und private Haushalte schuften mussten, zumeist unter unmenschlichen Bedingungen. Der Dokumentarfilm widmet sich dem erinnernden Umgang mit NS-Zwangsarbeit im heutigen ländlichen Bayern – denn bis heute wird das Profitieren der Haushalte von der Zwangsarbeit weitgehend beschwiegen und verleugnet.

Am Sonntag, den 22. Oktober, wird dann in der Lichtenberger Magdalenenstraße 19 (ab 12 Uhr) ein sogenannter Verschenke-Flohmarkt eröffnet, zu dem man alles mitbringen kann, was man selbst nicht mehr benötigt: zum Beispiel Kleidung für Kinder und Erwachsene, Kleinmöbel oder nützliche Kleinodien und hübsche Staubfänger. So wird das, was man selbst vielleicht entsorgt hätte, noch einmal in Gebrauch genommen, und, wer weiß?, vielleicht sogar geliebt. Wer hat, der komme, wer braucht, der finde!

Am 23.10. beginnt im f.a.q. (Jonasstraße 40, 19 Uhr) das fünfte offene Treffen von Feminism Unlimited unter dem Motto: „Protest this shit!“ Die Veranstalter*innen fragen sich „Welchen queeren und feministischen Protest brauchen wir gegen den rechten Rollback und Fundamentalismus? Wie kann queer-feministischer Protest gegen die Fundis und/oder die AfD in Zukunft aussehen? Welche Formen des Protests ermöglichen es auch Menschen, die nicht fest in Gruppen organisiert sind, sich zu beteiligen? Wie können die Themen Abtreibung und Sterbehilfe, aber auch Homo- und Trans*feindlichkeit jenseits eines konkreten ‚Events‘ bearbeitet werden?“ Fragen, die sich angesichts des immer unverhohlener geführten Kulturkampfes von rechts geradezu aufdrängen. Insofern ist Vernetzung dringend geboten und eine gemeinsame Grundlage für die Diskussion mehr als vonnöten.

Der Dienstag,  24. Oktober, dann findet uns noch einmal im Xart Splitta (Hasenheide 73, 19 Uhr), diesmal wird dort über die „Plädoyers im NSU-Prozess“ gesprochen – und über „die Lücken der Aufklärung und ihre gesellschaftliche Relevanz“. Ein Gespräch mit einer Person der Nebenklagevertretung und Isabella Greif soll dabei aufzeigen, was alles fehlt, wenn alsbald die Urteile über die angeklagten Nazis gefällt werden – und warum die Urteile niemanden aufatmen lassen können.