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Kolumne Press-SchlagWas für ein Gestopsel

Ambros Waibel
Kolumne
von Ambros Waibel

Klingt komisch, ist aber so: Deutsche Fußballer spielen in einer eigenen Liga, und am Ende gewinnen die Bayern - zum Glück ist der Quatsch bald vorbei!

D amals, als es noch den Euro gab, erzähle ich meiner Enkelin auf dem Nachhauseweg vom Fußballtraining, war die Situation ja reichlich absurd. Es gab einen Wirtschaftsraum oder Gemeinschaftsraum, oder wie wir dieses "EU" genannte Gebilde nennen wollen, das aber nicht funktionierte und das dann im Frühjahr 2012 - ich weiß es noch wie heute - unterging.

Was wir aber merkwürdigerweise nicht hatten, war eine Fußballliga für die besten Vereine Europas. Klar, es gab die "Champions League" - aber da spielte man nur alle zwei Wochen. Am Wochenende hingegen ließ man idiotischerweise die Teams der einzelnen Staaten gegeneinander spielen. Da gab es dann so Begegnungen wie Kaiserslautern - Hannover!

In der Saison 2011/12 wurde Bayern zum Beispiel "Herbstmeister" in der "Bundesliga". Das ist wie heute auch in der "E-Liga": Meistens ist der Herbstmeister auch am Schluss vorne. Köln hatte im letzten Spiel vor der Winterpause keine Chance, obwohl sie zu elft verteidigten und ein schwieriger, aber genialer Spieler von Bayern schon Mitte der ersten Hälfte vom Platz flog. Aber das spornte die Bayern nur an, die hohle Kölner Defensivnuss zu knacken.

Bild: Alexander Janetzko
Ambros Waibel

ist Redaktuer im Meinungsressort der taz.

Taten sie dann auch, okay, und war auch ganz nett anzusehen. Aber es gab in dieser Zeit einfach zu viele Spiele, wo die Bayern wie beim Handball immer um den mit allen gegnerischen Spielern vollbesetzten Strafraum herumeiern mussten.

Das wollte dann irgendwann wirklich niemand mehr sehen. Jetzt, wo wir jeden Samstag gegen Real, Juve und Chelsea spielen, kann man sich das gar nicht mehr vorstellen, dieses Gestopsel.

Bremen war damals noch bewohnt

Natürlich gab es eine paar weitere deutsche Vereine, die die eine oder andere Saison mithalten konnten. Dortmund spielte manchmal ganz nett, aber es fehlte natürlich die Substanz, um dauerhaft und in Europa irgendwas zu reißen.

Bremen war damals, vor der großen Flut, noch bewohnt, und auch da lief ab und an mal was zusammen. Aber der Rest der Bayernspiele - immer die gleiche Leier gegen Teams, die keinen geraden Ball nach vorn spielen konnten, und Trainer, die immer und ewig nicht "ins offene Messer laufen wollen". Gott sei Dank ist das vorbei.

Wir bogen in die "Hertha-Strasse" ein und waren nun fast daheim. H e r t h a s t r a s s e , buchstabierte meine Enkelin langsam - sie lernt das gerade -, wer war eigentlich diese Hertha? Hertha, sagte ich, war ein Spandauer Fußballclub, der mal in der ersten, mal in der zweiten Bundesliga spielte.

Der Verein war immer schlecht geführt, aber als dann der Trainer Markus Babbel vorzeitig wegging, lief endgültig nichts mehr. Als Trainer war Babbel ein guter Typ, auch wenn er ein paar Schwierigkeiten hatte, sich klar in der Öffentlichkeit auszudrücken.

Hertha hat sich nie von seinem Weggang erholt und sich dann bald selbst aufgelöst. Dann wurde der "FC Solar Berlin" gegründet und mischte die Liga auf. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.

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