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Kolumne EierThe Oscar goes to Himbeer-Flokati

Anzug, Anzug, Anzug. Rote Teppiche sind das langweiligste der Welt, wenn man sich für Männermode begeistert. Geht da nicht mehr?

Und sie tragen… Anzug. Florian David Fitz (l.) und Elyas M'Barek auf der Berlinale Foto: dpa

S enfgelb. Ich habe jetzt Mut zu Senfgelb. Es ist die signaligste Signalfarbe, die ich mich traue anzuziehen, seit ich vor ein paar Jahren meine Angst vor Magenta, Lila und Blassrosa überwunden habe.

Einerseits habe ich große Lust, mich auffällig zu kleiden, aber meistens verlässt mich die Courage, wenn es allzu auffällig wird. Wir Männer haben recht wenig Spielraum, wenn es darum geht, uns „angemessen“ zu kleiden. Gedeckte Farben, Anzug, prima – Perlenohrringe, Rock und Rüschen, bitte lieber nicht. Dabei sind diese Sachen hübsch. Punkt.

Es heißt dann oft, Männer seien eigentlich diskriminiert, weil sie keine Röcke tragen dürfen, Frauen aber Hosen. Ganz so einfach ist es nicht.

Die Promis Jennifer Lawrence und Lena Meyer-Landrut waren beide kürzlich auf Pressefotos in Kleidern zu sehen, die viel Haut zeigen – und wurden kritisiert, das sei antifeministisch. Für Frauen gilt: Man kann es eigentlich nicht richtig machen. Zu hochgeschlossen gilt als spröde, zu freizügig als, na ja, zu freizügig.

Männer hingegen ziehen sich einen teuren Anzug an – und gut ist.

Das ist natürlich praktisch. Aber auch stinklangweilig. Die besten Männeroutfits, die Vogue bei den Oscars im vergangenen Jahr prämiert hat, sind allesamt Varianten dessen, was Männer seit Jahrmillionen auf roten Teppichen tragen. Auch GQ fand nichts Aufregenderes als einen Smoking und ein blaues Samtjackett.

Ein roter Schal zählt nicht!

Beim Berlinale-Teppich war’s kein Stück besser. Anzüge, Anzüge, Anzüge, schnarch. Meine Güte, geht da denn nicht mehr? Auf den Modeschauen laufen Männermodels längst in Röcken über den Laufsteg und die Promi-Herren mögen nicht mal einen neuen Schnitt wagen oder ein paar Pailletten präsentieren? Man muss sich ja nicht gleich einen gottverdammten Schwan umhängen, wie Björk im Jahr 2001. Aber wenn schon roter Teppich, dann gleichberechtigt. Mit männlichen Statement-Outfits – und zwar nicht nur von Hiphop-Künstlern, auch von weißen Typen. Ach ja, und ein roter Schal zählt nicht, liebe Intellektuellen.

Und Denzel Washington – ehrlich gesagt ist es mir völlig egal, was Denzel Washington an hat, meinetwegen kann er sich ein Handtuch umwickeln

Wie wäre es etwa, wenn Daniel Day-Lewis am Sonntag bei den diesjährigen Oscars mit einem Talar-inspirierten Poncho aus lila Samt aufschlagen würde? Toll, oder? Ansonsten hätte ich einen blaumetallic Tron-Style-Overall für Timothée Chalamet im Angebot. Daniel Kaluu­ya könnte einen klassischen Belle-Epoque-Gehrock in Leder-Nieten-Optik übersetzt gut tragen. Gary Oldman stelle ich mir im Winson-Churchill-Outfit vor, allerdings pfirsichfarben. Und Denzel Washington – ehrlich gesagt ist es mir völlig egal, was Denzel Washington an hat, meinetwegen kann er sich ein Handtuch umwickeln.

Sollte auch nur ein einziger Hollywood-Promi am Sonntag den Mut haben, aus dem ewiggleichen Geanzuge auszubrechen und etwas halbwegs outrageous zu präsentieren, dann verspreche ich: Ich kaufe mir einen Himbeer-Flokatipullover. Und ich werde ihn tragen.

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Peter Weissenburger
Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Medien.
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2 Kommentare

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  • Das habe ich auch schon oft gedacht! In früheren Jahrhunderten hatten Männer weitaus aufwendigere Outfits man denke nur an den englischen dandy :)

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...das mit dem Handtuch ist okay, der Rest, eher langweilig.