Kolumne Die rätselhafte Welt des Sports: Abschlag fürs gute Gewissen

Warum sollen nur unterbeschäftigte Ex-Sportler, sich langweilende Ex-Weltmeister und D-Promis beim Charity-Golf verwöhnt werden? Wir fordern Charity-Golf für alle.

Die beste Sportart der Welt ist Charity-Golf. Das Ganze funktioniert so: Ein paar unterbeschäftigte Exsportler oder arbeitslose Weltmeister von 1990 (Thomas Berthold, Andy Brehme & Co) und der Gott des Charity-Golf himself, Franz Beckenbauer, werden eingeladen.

Dazu kommen diverse D-Promis à la Verena Kerth (die Ex von Olli Kahn und jetzige Freundin von Martin Krug, dem hornbrillentragenden Ex von Veronica Ferres, der ehemaligen Freundin von Helmut Dietl, dem Exehemann von Barbara Valentin, der alten Busenfreundin von Freddy Mercury/Queen, welcher wiederum einst die Fußballhymne "We are the champions" sang). Oder die unvermeidlichen Otto Waalkes, Sascha Hehn oder Rosi Mittermaier (die Frau von Christian Neureuther) und Christian Neureuther (der Mann von Rosi Mittermaier).

Sie alle golfen dann für einen guten Zweck. An einem schönen Ort. Mal in Kitzbühel, mal an der Algarve in Portugal, mal auch nur am Starnberger See oder in Baden-Baden. Die Turniersieger - also die Prominenten, die ohnehin schon alles haben - bekommen wertvolle Preise, die von Sachsponsoren gespendet wurden.

Und während der Runden auf dem Green gibts Häppchen und Canapés von irgendeinem Sternekoch. Am Ende wird mit Tränen in den Augen ein 10.000-Euro-Scheck überreicht, wahlweise an die Stiftung Powerchild, an Tabaluga oder an krebskranke Kinder mit Schädel-Hirn-Trauma in St. Petersburg.

ACHIM BOGDAN schreibt für die taz.

Das Geld hierfür kommt aber in der Regel nicht etwa von den Promis, sondern von einem Haupt- oder Loch- oder Abschlagsponsor wie Audi, TUI, Haribo oder der Sparda Bank.

Und alle sind am Ende glücklich: die krebskranken Kinder mit Schädel-Hirn-Trauma in St. Petersburg wegen der Spende, die Promis, die umsonst fressen und saufen konnten und zugleich noch was Gutes für Kinder in Not gemacht haben (und das an der frischen Luft), die Bunte, weil sie was zu schreiben hat, und die Sponsoren, weil sie in der Bunten stehen. Es ist eine Art finanzielles Perpetuum mobile und deswegen fordern wir hiermit: CHARITY-GOLF FÜR ALLE!

Damit ließe sich sogar die lästige Finanzkrise endlich beenden. Lothar Matthäus hätte nach seiner vorzeitigen Entlassung als Nationaltrainer von Bulgarien auch wieder jede Menge Zeit für Charity-Golf. (Und man hört ihn schon förmlich dieses Wort in seinem unvergleichlichen Fränglisch aussprechen: "Dschärridiee-Gollf").

Vielleicht findet sich ja auch eine geduldige 18-jährige Charity-Golferin aus dem osteuropäischen Raum, mit der er Charity golfen kann, zumindest so lange, bis der Trainer von Plastilinsk Murmansk seinen Job verliert und Matthäus wieder eine Aufgabe hat.

Nur die Nationalhymne

Der bulgarische Nationalspieler Waleri Bojinov sagte nach der Entlassung des Franken: "Es war wie ein gestörtes Telefonat. Einer hört etwas nicht genau, der andere versteht etwas falsch: lost in translation". (Zumal ja Lothar grundsätzlich mit seinen drei Handys gern etwas durcheinandergekommen ist: Ist das jetzt der Anwalt von Liliana, der Redakteur von der BamS, der Depp von al-Dschasira oder der tschetschenische Gouverneur Kadyrow?)

Man kann es sich plastisch vorstellen: Lothar völlig gerührt vor den bulgarischen Heimspielen, als die Fans mit Tränen in den Augen ein Lied sangen: Lothar dachte sicher, es seien Loblieder auf seine überragende Tätigkeit. Aber es war nur die bulgarische Nationalhymne.

Lost in translation: Ähnlich ging es Breno in München, der nach drei Jahren immer noch kein Deutsch gelernt hat, nicht mal "Es brennt!" konnte er sagen. Der brasilianische Verteidiger vom FC Bayern hat ja bekanntlich seine Villa in München abgefackelt, entweder durch einen Kurzschluss (Strom) oder durch einen Kurzschluss (Synapsen). Oder Breno sind einfach die Sicherungen durchgebrannt.

#Die Verantwortlichen sind immer noch der Meinung, dass da "ein ganz armer Kerl" (3 Millionen Jahresgehalt) im Knast sitze und dass man generell mit Profis des FC Bayern München nicht so umgehe. Vielleicht gibt es also demnächst ein Charity-Golf-Turnier für Breno, Sponsor: Gloria Feuerlöscher GmbH.

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