Kolumne Die Kriegsreporterin: Joko mit Schirm im Penis
Weinende Magazinchefs, hohe Einschaltquoten für Kugeln im Arsch und viel Gewese um schwulen Sex – das bringt der Sommer.
H allo taz-Medienredaktion!
Oh, ich hatte einen schlimmen Traum! Ich habe geträumt, ich sei in das Sommerloch gefallen! Das allein ist nicht tragisch, der Fall führte durch einen spiralförmig angelegten Tunnel und es ging in etwa so lustig zu wie in einer Wasserrutsche. Nein, das Unerträgliche war das Ankommen im Loch. Am deutlichsten erinnere ich Klaas und Joko, die dort einander zu übertrumpfen suchten, indem sie sich zunächst Kugelschreiberminen in die Harnröhre stopften.
Weil es aber darum ging, der Tollste zu sein, wurden aus den Minen schnell Essstäbchen und Luftpumpen. Am Ende gewann Joko, der viel cooler ist, mit einem Regenschirm im Penis und die Zuschauereinschaltmessleute und die Tagespresse jubilierten über den großartigen Quotenerfolg der Sendung. Endlich sind da wieder Männer, die zeigen, wie es geht, tolles Fernsehen zu machen. „TV-Helden. Alle wollen Klaas und Joko!“
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Für die nächste Folge ihrer Show ist geplant, zu gucken, wer eine Kegelkugel in seinem Arsch unterbringen kann. Der Sieg wird sicherlich an Klaas gehen, weil Joko nicht so blöd ist, sich den Anus für immer ausleiern zu lassen. Er hat ja noch was vor. Ja, Joko und Klaas – dieses Programm ist nicht nur Körper, da geht es auch um Intelligenz. Und während die Medienjungs immer strammer werden, weil bei „Joko und Klaas“ so viele Zuschauer einschalten, schauen die Chefs der großen Wochenmagazine ihren Werten beim Schrumpfen zu.
Ganz traurig ist es dort im Sommerloch, wo Reklame- und Heftverkäufe der Marktführer gemessen werden. Da kann man Männer weinen sehen. Weil alles sich auflöst. Im Nix zu verschwinden droht. Und die Frage, was geht noch? Welcher Titel verkauft heute noch? Sind es Titel wie „iPhone – fass mich an!“ oder „Liebe – hat es sie je gegeben?“.
Weil ich nie gern hinschaue, wenn bei Männern Tränen fließen, hab ich lieber zugesehen, wie Andrea Kiewel im ZDF-Fernsehgarten mit Käse beworfen wurde. Von Menschen, die sich zum Fernsehgarten-Rumble verabredet hatten. Und schon jetzt freuen sich die Freunde des lebendigen Fernsehens auf die im September startende Sendung von Richard David Precht und überlegen, was wohl das passende Motto für eine ähnliche Verabredung sein könnte.
Dabei ist das Thema, das Herr Precht liefert, eines, das „Eltern und Kindern nach dem Ende der Sommerferien gleichermaßen unter den Nägeln brennt: „Skandal Schule – macht lernen dumm?“, wie das ZDF weiß. Dachte man bislang, das ZDF-Programm sei schuld an der Dummheit in diesem Lande, soll es nun die Schule sein. Und weil es so schrecklich ist, zu sehen, wie es bei Kindern unter den Nägeln brennt, überlegen die Freunde der aktiven Fernsehgestaltung, mit großen Spritzpistolen zum Löschen zu kommen.
Lustig ging es auch in der Abteilung für gestrige Themen zu. Viele Jahre hatte das Ungeheuer des Zwangsoutings vor sich hin gedöst, bis taz-Redakteur Jan Feddersen es mit seinen Andeutungen, der Bundesumweltminister Peter Altmaier sei schwul, wieder zum Leben erweckte.
So weit, so langweilig. Viel lustiger war es zuzusehen, wie fröhliche und weniger fröhliche Homosexuelle, die schreiben, ihre Schlacht um das Für und Wider des Outings ausfochten, während Peter Altmaier in einer Bermuda bekleidet von einem Stampfbein aufs andere hüpfte und rief: „Schwule ins Sommerloch! Schwule ins Sommerloch!“
Ehrlich gesagt, ich weiß überhaupt nicht, warum Männer immer so ein Gewese um Sex mit Männern machen. Millionen von Frauen haben Sex mit Männern und stellen sich nicht so an. Glücklich, dass der Traum dann zu Ende war, zurück nach Berlin!
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