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Kolumbien berät neue Verfassung

■ Drogenmafia fordert Auslieferungsverbot/ Großoffensive der Guerilla

Bogota (ap/ips/afp) — Überschattet von Terroranschlägen und einer Großoffensive der Guerilla hat am Dienstag die erste Sitzung der Verfassunggebenden Versammlung in Kolumbien stattgefunden. Die 73 Delegierten wollen bis Juli eine neue Verfassung für das Land ausarbeiten. Darin sollen die Voraussetzungen für die Beendigung der seit Jahrzehnten währenden Gewalt im Lande geschaffen werden.

In Medellin hatte ein Bombenanschlag auf einen Linienbus am Montag sechs Menschenleben gefordert. Die „Extraditables“, Zusammenschluß des Medellin-Drogenkartells, verlangten gleichzeitig in einem Kommuniqué an die Versammlung am Montag, in die neue Verfassung ein Verbot der Auslieferung in fremde Staaten aufzunehmen. Informell hat die Regierung Drogenhändlern bereits letztes Jahr zugesagt, sie nicht in die USA auszuliefern, wenn sie sich den Behörden stellen.

Die beiden größten Guerillagruppen Kolumbiens, die „Nationale Befreiungsarmee“ (ELN) und die „Revolutionären Kräfte Kolumbiens“ (FARC), unternahmen unterdessen eine Großoffensive, bei der nach Armeeangaben allein am Dienstag 39 Guerilleros, Soldaten und Zivilisten getötet wurden. Am Montag hatte sich die Regierung bereiterklärt, mit den beiden Organisationen Gespräche im Ausland zu führen. Die ELN und die FARC verlangen, daß Venezuelas Präsident Andres Perez als Mittelsmann bei Friedensgesprächen fungiert. Ein FARC-Sprecher stellte in Aussicht, daß dann noch diesen Monat die Waffen übergeben werden könnten.

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