: Kolbermoor: Vielfalt in jeder Hinsicht
betr.: „Nur ein Denkzettel – ach so“, taz vom 30. 8. 99
Es stimmt, dass es in Kolbermoor eine rechte Szene gibt; es stimmt auch, dass es immer wieder zu Ausschreitungen und Übergriffen kommt; es stimmt weiterhin, dass der Bürgermeister die Augen vor den Tatsachen verschließt und diese schönredet. Aber es stimmt nicht, dass es hier nur zwölf aufrechte, anständige Bürger gibt, die diese Missstände anprangern. [...]
Kolbermoor ist eine Arbeiterstadt, die schon immer einen hohen Zuzug auch aus dem Ausland hatte. Gerade das macht aber auch den Charme dieser Stadt aus: Kaum eine andere Gemeinde hat eine so große Vielfalt in jeder Hinsicht zu bieten. Sowohl kulturell als auch politisch und gesellschaftlich. Traditionen werden bewahrt und hochgehalten. Und wieso auch nicht, sind doch diese genauso vielfältig wie Kolbermoor selbst. Natürlich gibt es hier Trachtengruppen und Schuhplattlervereine, ebenso wie traditionelle Feste der ausländischen Gruppen. Daneben gibt es auch Veranstaltungen zur Arbeitergeschichte der Stadt, es gibt einen Film, „das rote Kolbermoor“, es gibt Veröffentlichungen zur Arbeiterbewegung am Beispiel der Stadt Kolbermoor, die Veranstaltung der SPD zur doppelten Staatsbürgerschaft war eine der meist besuchten Ortsvereinsveranstaltungen der letzten Jahre und hat breite Zustimmung in allen Schichten der Bevölkerung gefunden, die Feier zum 80. Todestag von Georg Schuhmann, dem Nationalratsvorsitzenden zur Zeit der Räterepublik, wurde von Kolbermoorer Bürgern aller Nationalitäten besucht. Vielleicht sollte noch angeführt werden, dass Kolbermoor sogar in den russischen Geschichtsbüchern als einziger Ort erwähnt wird, in dem die Räterepublik noch über München hinaus Bestand hatte. Auch dieses geschichtliche Ereignis wird traditionell bewahrt. Die politische Vielfalt spiegelt sich auch im Stadtrat wieder: zwei Grüne, zwei Freie Wähler, sieben SPDler, zehn CSUler und drei „Republikaner“. [...]
Waltraud Giese, Dagmar Levin-Feltz, Kolbermoor
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