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Kohls Händedruck - ein Fall von Zensur?

■ Deutsch-deutscher Zoff um Kohl und Honecker in einer Ostberliner Ausstellung zum 4. November 1989 in Bonn

Bonn/Berlin. Der Händedruck von Honecker und Kohl erhitzt zur Zeit die Gemüter der deutsch-deutschen Kulturlandschaft. Die Ostberliner „Initiativgruppe 4. November 1989“ wirft dem Direktor des Bonner Hauses der Geschichte einen „Akt von Zensur“ vor, begangen an ihrer Ausstellung 4.11.1989... Revolution gestern heute morgen.

Am Montag soll die Ostberliner Ausstellung in der Bonner Hochkreuzhalle eröffnet werden. Das Konzept der bereits von April bis Juni in Ost-Berlin gezeigten Ausstellung wurde von der Initiativgruppe erarbeitet.

Ein überlebensgroßer Ständer mit dem Honecker-Kohl -Händedruck von 1987 sollte vor der Hochkreuzhalle aufgestellt werden, da er aus Platzgründen nicht hineinpaßt

-das Exponat ist zu hoch.

Der Direktor des Geschichtshauses, Hermann Schäfer, hat jetzt die Nichtaufstellung der Gruppe beschlossen. Begründung: Der Staatsbesuch von 1987 lenke den Betrachter vom eigentlichen Thema, dem 4. November 1989, ab und wecke als Werbeobjekt für die Ausstellung irreführende Erwartungen. Grundsätzlich, sagt er, habe er nichts gegen die Thematisierung des Staatsbesuches. In der Ausstellung käme diese „deutsch-deutsche Begegnung“ vor, „was wir wichtig und richtig finden“.

Einen Gegenvorschlag hatte Schäfer auch. Statt Honecker und Kohl sollte die Initiativgruppe ein überdimensionales Foto der Demonstration aufstellen. Ein Vermerk darauf könne auf den Ausstellungsgegenstand 4. November hinweisen. Und die beiden Herren könnte man nicht mit einem Vermerk versehen? Die Ostberliner haben auf diesen wohlmeinenden Vorschlag jedenfalls gar nicht erst reagiert.

Wie auch immer: Die Mitglieder der Initiativgruppe sehen in der Nichtaufstellung einen Angriff auf die Meinungsfreiheit, also eine Zensur. Deshalb wollen die Ostberliner Ausstellungsmacher der Eröffnung ihrer um einen Baustein beraubten Kreation fernbleiben.

chrib

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