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Kohlenstoff über dem ganzen Globus

Fluglärmgegner halten Halbierung der Flugpassagiere für machbar / Drastische Einschränkungen bei Kurzstreckenflügen gefordert /Schlafstörungen durch Fluglärm  ■ Von Markus Dufner

Siegburg (taz) – „Geschäftsleute“ im dezent-eleganten Zweireiher mit Aktenköfferchen streuen Kohlenstaub auf die Erdkugel. Ein Bettlaken, das die Atmosphäre symbolisiert, weist über den Polen große „Ozon“-Löcher auf. Verdunstendes Trockeneis wabert um den Mini-Globus – Wasserstoff, der bei der Verbrennung von Kerosin entsteht, sich als dekorativer Kondensstreifen am Himmel abzeichnet und zur Aufheizung der Atmosphäre beiträgt.

Zum Auftakt der Jahrestagung der „Bundesvereinigung gegen den Fluglärm“ in Siegburg hatten Mitglieder von Basisgruppen vor dem Rathaus des beschaulichen Städtchens am Freitagabend ein Szenario entworfen, das den real existierenden Zustand der Umwelt widerspiegelt.

Monika Ganseforth, SPD-Bundestagsabgeordnete, präsentierte währenddessen den 200 Tagungsteilnehmern Ergebnisse der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“. „Wenn man die Kohlendioxid-Emissionen wie geplant bis zum Jahr 2050 reduzieren will, kommt man um eine drastische Einschränkung des Luftverkehrs nicht herum.“ Die Abgeordnete stellte das westliche Wohlstandsmodell, das mit sehr viel Mobilität verbunden ist, in Frage. Ihr persönliches gutes Beispiel: „Wenn ich als Referentin zu einer Konferenz nach Süddeutschland eingeladen bin, frage ich erst mal, ob es vor Ort nicht einen anderen kompetenten Referenten gibt.“

Ein Vertreter des hessischen Umweltministeriums wies darauf hin, daß die Grenzwerte, die heute für Fluglärm-Emissionen gelten, nach wie vor zu hoch seien. Versuche in Schlaflaboren hätten ergeben, daß die Tiefschlafphasen bei einer Überschreitung bestimmter Werte gestört würden.

„Europa ist mit Flughäfen überversorgt“, sagt Karl-Otto Schallaböck vom Wuppertaler Institut für Umwelt, Klima und Energie. Der Anteil von überflüssigen Kurzstreckenflügen sei sehr hoch, bei Köln/Bonn liege er bei mehr als 50 Prozent. Der Wissenschaftler forderte eine „Ausdünnung“ des Netzes von Flughäfen und eine Verteuerung der Flugpreise. Die Vereinigung selbst will Flüge unter 500 Kilometer schrittweise auf die Schiene verlagert und später ganz eingestellt sehen. Eine Halbierung des Passagierverkehrs sei notwendig und machbar, erklärte ihr Sprecher Helmut Breidenbach.

Der Siegburger CDU-Bürgermeister Rolf Krieger sprach sich in seinem Grußwort an die Tagungsteilnehmer gegen den weiteren Ausbau des Köln/Bonner Flughafens aus. Ein Sprecher der Aktionsgemeinschaft der Ausbaugegner des Flughafens (ADAF) Köln/ Bonn kündigte „neue Aktionen“ an.

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