: Koggen-Streit an der Schlachte
„Am liebsten“, meinte 1790 Freiherr von Knigge, „würde ich hier in der Altstadt an der sogenannten Schlachte wohnen, wo die Ankunft und Abfahrt und das Inn- und Ausladen der Fahrzeuge auf der Weser einen Anblick voll angenehmer Abwechslung gewährt.“ Heute müßte sich Knigge umorientieren. Allenfalls auf den Ausflugsdampfern der Reederei Schreiber gehen Fahrgäste ein und aus.
Das soll bis 1999 anders werden. Zumindest nach dem Willen der Wirtschaftsbehörde, die an der Schlachte einen maritimen Schwerpunkt ausgemacht hat, und möglichst viele attraktive Schiffstypen an der Weser plazieren will. Eine davon soll eine Hanse-Kogge sein, eines jener 23 Meter langen Schiffe, die im 12. und 13. Jahrhundert im Einsatz waren und heute wieder Touristenströme an die Schlachte lenken sollen. Die Kogge wird auch gebaut werden – allerdings in Vegesack, im Rahmen eines Qualifizierungsprojektes der „aucoop“. Zum Unwillen von Alfred Taake, engagierter Privatier und Stadtentwickler, der glaubt, die Kogge billiger bauen zu können, und zwar am liebsten direkt an der Schlachte. Mit 3,6 Millionen Mark wäre der Wirtschaftssenator laut Taakes Plänen dabei – 1,8 Millionen weniger, als die „aucoop“ braucht. Doch entgegen Taakes Behauptung, seine Koggen-Pläne hätten die Deputation bereits erfolgreich passiert, liegt in der Wirtschaftsbehörde nicht einmal ein Antrag Taakes vor. Taake selbst unterstellt, die Idee für die Kogge als erster gehabt zu haben, die „aucoop“ hätte sie ihm „geräubert“. Doch Sigrid Herzberg vom Wirtschaftsressort winkt ab: die Hanse-Kogge in Verbindung mit Bremen zu bringen, sei zu naheliegend, als daß sie einem einzelnen zugeschrieben werden könnte. Doch Taake, auch bekannt als „Hochstapler von der Weser“ (Taake), sieht in der Behörde „Tourismusnieten“ am Werk. Und ist an weiteren Ideen zur touristischen Belebung der Schlachte nicht arm. Wo heute die Terrassen an der Teerhofbrücke Flaneure zum sich Niederlassen einladen, will er die mittelalterliche Kaimauer rekonstruieren. Was Detlef Kniemeyer vom Stadtplanungsamt für „ausgeschlossen“ hält. Und auch im Neuen Museum Weserburg will Taake aktiv werden. Auf den 300 Quadratmetern, wo dort schon seit Jahren ein Café entstehen soll, möchte Taake ein Seeräuber-Museum einrichten. Mu
Attraktive Schiffstypen an den
Möglich ist das nur im Zuge einer Hochwasserschutz-Maßnahme des Hafenamtes
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