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Archiv-Artikel

Kofferträger unschuldig

Der angebliche Pariser Terrorist fiel einem Komplott seiner Schwiegerfamilie zum Opfer

PARIS taz ■ Der Kofferträger vom Flughafen Roissy ist unschuldig. Der 27-Jährige, der Ende Dezember als verhinderter Terrorist durch die Weltpresse ging, der einen Bombenanschlag auf ein Flugzeug geplant habe, ist in Wirklichkeit Opfer eines Komplotts geworden. Ein Exmilitär und Mitarbeiter eines privaten Wachdienstes hat gestanden, dass er den Sprengstoff, die Schusswaffen und die Zünder in den am Flughafen geparkten Wagen geschmuggelt habe – im Auftrag der Schwiegerfamilie des Kofferträgers. Gestern stellte der Antiterrorrichter in Paris die Ermittlungen ein. Am Nachmittag sollte der Kofferträger aus der Haft entlassen werden. Der geständige Exmilitär hat damit einen Rollenwechsel vom Hauptbelastungszeugen zum Hauptverdächtigen vollzogen. Er war es, der den Kofferträger denunziert hat.

Der Kofferträger war polizeiunbekannt. Doch er brachte das nötige Zeug zum Verdächtigen mit: jung, aus einer algerischen Einwandererfamilie stammend und mit einem Job, der ihm Zugang zu zahlreichen sensiblen Bereichen des Flughafens verschaffte. Die Ermittler fanden auch Dokumente, die sie für „islamistisch“ hielten, sowie Telefonate von einem Mobiltelefon aus, die an Kollegen gingen, die ihrerseits Kontakte zu islamismusverdächtigen Männern gehabt haben sollen. „Verdächtig“ machte den Kofferträger auch seine abstrus klingende Verteidigung. Er vermutete von vornherein ein Komplott seiner Schwiegerfamilie. Die werfe ihm die Schuld am Tod seiner Frau infolge eines Hausbrands im vergangenen Sommer vor.

Seit Dezember sind der volle Name und das Foto des Kofferträgers durch die Weltpresse gegangen. Auch das Waffenarsenal im Wagen des Kofferträgers wirft Fragen auf. Offenbar zirkuliert genügend Kriegsgerät, um es für ein Familienkomplott einzusetzen. DOROTHEA HAHN