■ Standbild: Könige sind schon o. k.
„Die Rückkehr der Könige“, Freitag, 21.15 Uhr, ZDF
Monarchien geben schöne Bilder her. Afrikanische Könige zum Beispiel: nackt trommelnde Arme, mystische Riten, rhythmische Tänze. Bilder, die das Klischee bedienen. Von Afrika erwarten wir die Faszination des Traditionellen und die Apokalypse des Gegenwärtigen. Mehr nicht.
Gunter Péus zeigt mehr als Trommeln und Tänze. Der Stammesherrscher, der eben noch mit Kalbshaut und Krone zu sehen war, trägt feinen Zwirn in der Einstellung drauf, und er parliert in gesetztem Englisch. Auch auf den Straßen Kampalas, der Hauptstadt Ugandas, auch im Gewimmel einer Umsteigestation in der Provinz sehen wir modern gekleidete Menschen, die differenzierte politische Statements abgeben. Hungerbäuche: Fehlanzeige; kein Blut nirgends. Die Kamera ist bemüht, uns ein prosperierendes Land zu zeigen. Sie will den Aufschwung, von dem der Kommentar berichtet, sichtbar machen.
Ist von den Erfolgen des Präsidenten Yoweri Museveni in den letzten fünf Jahren die Rede, von jenen der Weltbank, sehen wir lebendige Straßen, Autoverkehr, Uni-Absolventen. Von hier, sagt die Stimme, lieferten die Schlächter Idi Amins und Milton Obotes ihre Schreckensbilder in die Welt. Ein Wunder.
Gunter Péus will uns das Wunder glauben machen. Störche, die ihren Nachwuchs ungehindert durch die Luft der Hauptstadt ausführen. Die – mit bloß kulturellen Aufgaben – wiedereingesetzten Könige, eine Prinzessin, das Volk, das sie verehrt. „Die Menschen haben sich ihre Fröhlichkeit bewahrt“, Aufbau allenthalben, Sonne über den Bergen, Friede im Land. Und über das große Problem des regionalen Sozialgefälles gibt es eine reife Diskussion.
Gute Nachrichten sind eine so seltene Ware aus Afrika, daß die ruhig gefilmte Reportage sich fast beschwörend an das Bild vom ugandischen Wunder hält. Der Präsident regiert mit unbeschränkter Macht? „Noch“, sagt der Kommentar, „vorläufig“. Marschschritte, ein Regierungschef in Uniformpomp – „der Präsident denkt liberal“, versichert der Kommentar.
Vielleicht ist es kein Trug, das Bild vom Wunder. Ein Seitenblick auf seine Brüche allerdings hätte diesem Eindruck keinen Abbruch getan. Ein Blick vielleicht auf den Gegensatz, der in den Bildern ist: Eben der Tanz vor den buntgewandeten Monarchen, jetzt der Marschrhythmus hinter dem militärgrünen Regierungschef. Lutz Meier
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