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Könige, Klingen und Kultur

■ Einfühlsamer Korrekturversuch weißer Geschichts- schreibung: „Der Löwe der Zulu“, So., 19.30 Uhr, ZDF

„Iklua“ ist das Geräusch, das entsteht, wenn man die Klinge aus einem toten Körper zieht. Und so heißt die Nahkampfwaffe, die der erste Zulu-König Shaka Anfang des 19. Jahrhunderts erfand. Sie verschaffte ihm eine militärische Übermacht, mit der er die zahlreichen zerstrittenen Stämme unterwerfen und zum Volk der Zulu vereinen konnte. „Wilde Zuluhaufen“ – so die weiße Geschichtsschreibung – formierten die einzige schwarze Streitmacht, der es südlich des Äquators einmal gelang, eine hochgerüstete Britische Armee zu schlagen.

Schon allein deshalb ist die Zulu-Tradition, die Peter Arens in seinem Abschlußfilm der Reihe „Könige in Afrika“ porträtiert, sehr martialisch. Die Zulu wurden zwar von den Weißen unterworfen und ihre Riten wohlweislich verboten. Doch anders als das Brudervolk der Swazi haben sie sich mit den weißen Machthabern in Südafrika nie arrangiert und blieben ein permanenter Unruheherd. Nachdem das Apartheidsregime nun endlich abgedankt hat, beginnen die Zulu, ihre alten Riten wiederzuentdecken. Peter Arens spricht mit Zulu-König Goodwill Zwelithini, der für diese Rückbesinnung steht. Er ist der Neffe von Buthelezi, dem Führer der Inkatha-Partei, der Mandelas Reformkurs zu seicht ist. Zwelithini erklärt, warum es für die Zulu so wichtig ist, sich auf ihre lange verbotene Tradition rückzubesinnen: „Nur weil er ein Schwarzer war, ist das Bild vom blutrünstigen Shaka übriggeblieben“, kommentiert er die weiße Geschichtsschreibung.

Arens versucht, einen eurozentrischen Blick auf dieses Volk zu vermeiden. Mit der Kamera beobachtet er Häuptlinge, Medizinmänner und rituelle Stockkämpfe zwischen jungen Männern: „Uns mag die Gewalt irritieren. Doch sie sind einfach stolz darauf, Männer zu sein“, kommentiert Arens.

„Löwe der Zulu“ ist ein unbefangener Film, weder idealisierend noch denunzierend. Kein Machwerk eines pergamenthäutigen Soziologen, der mit der Kamera auszieht, um noch im letzten Winkel der Erde mit erhobenem Zeigefinger „Sexismus“ anzuprangern. „Löwe der Zulu“ ist eine Dokumentation, in der trotz der für 19.30 Uhr obligatorischen Kommentarlastigkeit die Lust am bildhaften Erzählen und rhythmisch- musikalischen Darstellen spürbar ist. Der Autor, ZDF-Redakteur, ist durch seine Filme „Bestie Mensch“ (1992) über Serienkiller und „Gejsha und Gameboy“ (1994) über Japan noch in bester Erinnerung. Manfred Riepe

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