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Kneipen geschlossen Dealer gefaßt

■ Polizeipräsident zufrieden / Grüne sauer

Die Razzien in der Drogenszene haben der Polizei gestern einen ersten größeren Erfolg beschert. Die Durchsuchung des Lokals „Zero-Zero“ am Rembertiring förderte 405 Gramm Heroin, 76 Gramm Kokain, weitere 15 verkaufsfertige Päckchen Kokain und fünf Platten Haschisch (insgesamt 300 Gramm) zutage. Das Lokal wird geschlossen, der 56jährige Wirt, zwei weitere Männer und eine Frau wurden verhaftet. Neben den Drogenfunden hoben die Beamten im Keller des Lokals eine Spielhölle aus. Die gefundenen Spielchips sprechen eindeutig für illegales Glücksspiel.

Geschlossen wurde auch der „Sielwallbrunnen“ an der Ecke Sielwall/Ostertorsteinweg, weil es im Lauf der Razzien Hinweise gab, daß aus dem Lokal heraus Dealergeschäfte abgewickelt wurden, erklärte die Polizei gestern. Bei der Überprüfung seien 5 Gramm Heroin, diverse gebrauchte Spritzen und Diebesgut aus einem Handtaschendiebstahl gefunden worden. Hinter der Theke lagen zwei zu Totschlägern umgebastelte Schlagstöcke griffbereit.

Ein weiterer Coup gelang drei Zivilbeamten in der Straßenbahn. Seit Anfang der Woche fand in den Bahnen zwischen Peterswerder und Ostertor ein Dealer-Pendelverkehr statt. Als zu drei observierten Afrikanern am Sielwall 20 Junkies zustiegen und ein Verkaufsgespräch begann, griffen die Polizisten zu. Daraufhin verschluckten die drei das Rauschgift, das sie zuvor angeboten hatten.

Wie schon an den vergangenen Tagen waren etwa 35 Beamte an den Aktionen beteiligt. Polizeipräsident Rolf Lüken betonte gestern, daß die Einsätze „nicht ausschließlich gegen Drogenabhängige“, sondern gegen „Begleiterscheinungen“ wie offenes Dealen und die Belästigung von Passanten gerichtet seien, die nicht mehr hingenommen werden könnten. „Das sind Ensätze zur Bekämpfung der Straßenkriminalität“, meinte Lüken. Die Umschlagplätze seien zusammengebrochen, die Dealer hätten sich umstellen müssen und seien deshalb angreifbarer.

Rolf Lüken sieht die Polizei „in voller Übereinstimmung mit dem Drogenhilfeplan und den Ergebnissen der sogenannten Chefgespräche“, der Senatorenrunde vom 17.1.. „Ich warte auf die Begleitmaßnahmen“, sagte er. „Darauf warte ich schon lange“, beschwert sich Karoline Linnert, Grüne Sprecherin der Sozialdeputation. Ein Wohnraumkonzept für Drogenabhängige, der Ausbau der begleitenden Hilfen für das Methadonprogramm, Regionalisierung der niedrigschwelligen Beratung — dafür müßten endlich Mittel bereitgestellt werden, sagt sie. „Wenn die Hilfen ausbleiben, gehen die Polizeimaßnahmen nur auf die Knochen der Abhängigen.“ J.G.

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