Tagebuch: Knallt am dollsten
■ „Locus“-Chef Helmut Quarkwort
Montag
Bei Locus, dem jungen Nachrichtenmagazin, rufen gleich zwei große alte Männer an einem Tag an. Ernst Jünger und Ernst Nolte. Beide wollen einen Essay schreiben. Sage begeistert zu. Nolte plant etwas über den Zusammenhang von RAF und Rostock. Jüngers Arbeitstitel: „Zwischen Maastricht und Memelland“. Nebenbei erzählt mir der Käfersammler von einem „Ernst-Jünger-Abend“, den Heinz Klaus Mertes zum 100. Geburtstag auf Sat.1 plane.
Dienstag
Apropos Jubiläum: Meine Sekretärin erinnert mich daran, daß ich Rudolf Augstein ein paar Kästen Bier zum Siebzigsten schicken will. Wird über die Hamburger Redaktion abgewickelt. Oder hat Feinkost Käfer doch Holsten? Knallt am dollsten.
Mittwoch
Arbeite bis morgens um vier die prallvollen Plastiktüten von der Frankfurter Buchmesse durch. Schön: Locus wird gleich mehrfach in Matthias Horx' neuem „Trendbuch“ zitiert. Horx prophezeit einen „langsamen Abschied von der Schriftkultur“ und das Gedeihen der „Clip-Kultur als Notwehr des Gehirns gegen die mediale Flut“.
Donnerstag
Brunch mit Steffen Heitmann. Nehme eine Volontärin mit, um den Kandidaten in Sachen Frauenfrage zu testen. Alles Quatsch, der Mann ist ein moderner Kavalier – warum quotieren, wo der Ruf der Natur eine klare Sprache spricht?
Freitag
Gauweilers frühere Rechtsanwaltskanzlei ruft an. Fragt an, ob wir nicht Mandant werden wollen. Ich sage aus Anstand ab. Peter verdient als Minister und Locus-Kommentator ja wohl genug.
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