■ Mit Verkehrsinnovationen auf du und du: Klo mit Busanschluß
Stuttgart (taz) – Nahverkehr wie im Traum: Im blitzblanken Niederflurbus wird Sekt serviert, freundliche Menschen stehen mit Rat und Auskunft bereit. Wie ein König konnte sich der gemeine Fahrgast auf der Messe „City Transport 97“ fühlen, die parallel zum Welt-Nahverkehrskongreß in Stuttgart stattfand.
350 Hersteller aus 18 Ländern präsentierten in der vergangenen Woche ihre Entwicklungen für einen modernen öffentlichen Nahverkehr; Mercedes-Benz allein füllte fast eine Halle mit seinen neusten High- Tech-Bus-Kreationen. Neben modernen Fahrzeugen hat die Industrie auch Neuerungen für das Fahrgastumfeld: Bushaltestellen mit integrierter Automatiktoilette beispielsweise oder solargespeiste Fahrgastinfosäulen.
Busbetriebe oder Verkehrsverbünde können bald ÖPNV- Konzepte von der Stange kaufen. Von der spurtstarken Überland-Stadtbahn über flexible Bussysteme bis hin zur Komforthaltestelle mit leichtverständlicher Fahrgastinformation und elektronischem Fahrschein. Das ganze System natürlich computergesteuert und satellitenüberwacht für einen optimalen ökonomischen Betriebsablauf.
Die Resonanz des Fachpublikums war ausgesprochen gut; der Nahverkehrsmarkt ist für immer mehr Firmen in Europa ein lukratives Geschäftsfeld. Der Mehrheit der Kongreßteilnehmer aus aller Welt blieb der Großeinkauf allerdings versagt. Besucher aus Asien oder Afrika können auch in Zukunft von schicken Niederflurbussen und Edelstahlwartehäuschen nur träumen. Aber auch ein Besucher aus den USA mußte angesichts des neuen Stuttgarter Messebahnhofs mit den frisch installierten elektronischen Infotafeln kapitulieren: „So etwas könnten wir uns nicht leisten.“ Michael Schwager
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