: Klinken putzen für ein freies Radio
■ Freies Sender-Kombinat: Ein Radioverbund ohne inhaltliche Plattform
Schulterblatt 23c, der Sitz der Radioinitiative FSK. Ein im Foyer ausgehängter Putzplan verströmt Wohngemeinschaftsathmosphäre. Alle zwei Wochen muß eine der neun Radiogruppen, die sich im Freien Sender-Kombinat (FSK), der früheren AG-Radio, zusammengeschlossen haben, das 70.000 Mark teure Tonstudio samt seiner Nebenräume von Staub und Dreck befreien – auch das gehört zu den Pflichten der RadiomacherInnen.
Vor gut zwei Jahren gründete sich die „AG-Radio“ als, wie Martin von Radio Bergedorf es beschreibt, „lockerer Verbund ohne inhaltlichen Zusammenhalt“ unter dem Dach der AG Stadtteilkultur. Inzwischen aber, findet Frauke von Radio St. Paula, sei die „inhaltliche Zusammenarbeit intensiver geworden“. Auch Sendungen werden schon mal von mehreren in der FSK zusammengeschlossenen Radioinitiativen gemeinsam produziert.
Regelmäßige Plenen und Mitgliederversammlungen sowie projektübergreifende Arbeitsgruppen, die sich um Finanzierung, Öffentlichkeitsarbeit oder die Technik des Senders kümmern, haben den Zusammenhalt zwischen den einzelnen Radiogruppen gefördert. Aus neun voneinander unabhängigen Radioinitiativen ist binnen zweier Jahre ein gemeinsames Radioprojekt geworden. Doch trotz verstärkter Kooperation: Es gibt auch heute keine gemeinsame inhaltliche Plattform der einzelnen Radioprojekte. Marcel von Radio Loretta: „FSK ist eine Anbietergemeinschaft mit innerer Pluralität, die einzelnen Radiogruppen zeichnen allein für ihre Beiträge verantwortlich“. Die einzige Zugangsschranke für neue Radiogruppen, die sich dem Verbund noch anschließen könnten, heißt: Ihre Programme dürfen weder rassistisch noch sexistisch sein.
Mindestens 30 Mark Beitrag muß jedes der rund 80 aktiven FSK-Mitglieder pro Monat an den Radioverbund abführen, damit dieser auf Sendung bleibt. Doch ein täglich sechsstündiger Betrieb auf eigener Frequenz läßt sich so nicht finanzieren. Die wichtigste Aufgabe lautet deshalb zur Zeit: Mitglieder werben: „Putzt Klinken, und nicht nur die eigenen“, steht auf einem Zettel geschrieben, der an der Büro-Pinnwand hängt.
Bis zum Sendebeginn auf eigener Welle sollen mindestens 1500 Fördermitglieder geworben werden, die mit einem monatlichen Obolus von rund 10 Mark den Sendebetrieb finanzieren. Frauke von Radio St.Paula befürchtet: „Wir werden kaum Mitglieder bekommen, bevor wir eine eigene Frequenz haben“.
Doch die wird es nicht geben, wenn die RadiomacherInnen vom Schulterblatt der Hamburger Medienanstalt (HAM) kein sattelfestes Finanz-Konzept vorlegen können. Marco Carini
FSK-Kontakt-Telefon: 434324
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