Klimaproteste in China: Für Thunberg eine Heldin

In China kennt kaum jemand Greta Thunberg, Klimaprotest ist unbekannt. Eine 16-Jährige versucht dennoch, sich gegen die Erderwärmung einzusetzen.

Ein Polizist steht auf dem Tainanmen-Platz und träft eine Atemschutzmaske

Smog-Alarm auf dem Tiananmen Platz in Peking, Dezember 2016 Foto: Jason Lee/reuters

PEKING taz | Ausgerechnet im Land mit den größten CO2-Emissionen sind die weltweiten Klimaproteste weitgehend unbekannt. Über Greta Thunberg und Fridays for Future berichten die heimischen Medien de facto kaum. Die kommunistische Partei reagiert äußerst sensibel auf alles, was mit zivilem Ungehorsam zu tun hat. Seit der blutigen Niederschlagung der Studentenbewegung am Pekinger Tiananmen-Platz 1989 hat die Regierung ein Gesetz verabschiedet, nach dem öffentliche Proteste nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Regierung erlaubt sind.

Dennoch begann im Frühjahr ein 16-jähriges Mädchen, sich in der Provinzhauptstadt von Guangxi mit einem selbstgemalten Protestplakat vor das lokale Regierungsgebäude zu stellen – trotz der Angst, von den Regierungsbeamten abgeführt zu werden. Howey Ou – ein Pseudonym – wurde schließlich nach etwas mehr als einer Woche von Sicherheitskräften abgemahnt. Sie dürfe zwar streiken, müsse sich aber vorher eine Genehmigung einholen.

China steht in den Medien oft als Klimasünder da, nicht zuletzt weil das Land 2009 zum Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen beigetragen hat. Und in der Tat liegt China beim Ausstoß von CO2-Emissionen weltweit vorn.

Laut EU-Daten stammen etwa 11 von 27 Milliarden Tonnen CO2 aus der Volksrepublik. Berechnet man jedoch die Bevölkerungsgröße ein, liegt der CO2-Ausstoß pro Kopf in Deutschland deutlich höher als in China.

Mittlerweile spricht Präsident Xi Jinping ganz offen über die Wichtigkeit der Klimawende. China zählt längst zu den größten Investoren für erneuerbare Energien. Fast die Hälfte aller neuen Öko-Strom-Anlagen entstehen in der Volksrepublik, etwa jede zweite Solarzelle weltweit wird im Land installiert.

Bewusstsein über den Klimawandel

Im August legten Forscher der Texas A&M University eine Studie darüber vor, wie sich das Bewusstsein über den Klimawandel in China verändert. Das Ergebnis ist hoffnungsvoll und ernüchternd zugleich: Zwar sorgt sich die chinesische Jugend über Umweltthemen weitaus mehr als jede Generation zuvor, doch im internationalen Vergleich sind die Werte noch immer gering.

Sie streiken: Die Temperaturen steigen. Der Meeresspiegel auch. „Fridays for Future“ ruft am 29.11. zum Klimastreik. Samstag protestiert „Ende Gelände“ gegen den Braunkohleabbau. Und am 2.12. beginnt die UN-Klimakonferenz.

Wir schreiben: Für die taz Anlass genug, um noch intensiver über Klimakrise, Proteste und Lösungsansätze zu berichten. Alle Texte unter taz.de/klimawandel.

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Bei den heutigen Klima-Demos von Fridays for Future ist China auf der Weltkarte ein weitgehend weißer Fleck – nur in ein paar Schulen in Nanjing nahe Shanghai soll es zu Zusammenkünften kommen.

Schwer hat es auch die Klima-Aktivistin Howey Ou: Ihr Wechat-Account, das chinesische soziale Netzwerk, wurde bereits gesperrt. Doch auf Twitter, für dessen Benutzung man in der Volksrepublik eine sogenannte VPN-Software benötigt, postet sie weiter über Klimastreik und Umweltschutz.

Lob bekam sie dafür schon von ihrem Idol: „Howey Ou ist eine echte Heldin, wir stehen alle hinter dir“, schrieb Greta Thunberg an ihre drei Millionen Follower. Weil Protestieren schwierig ist, setzt sich Howey Ou nun auf anderem Wege für das Klima ein – etwa, indem sie Bäume pflanzt und im Internet Bewusstsein für das Thema schafft.

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