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Klemann stellt sich weiter quer

■ Den Beschluß des Abgeordnetenhauses, den modernen Entwurf für die Akademie der Künste so schnell wie möglich zu realisieren, will Bausenator Klemann ignorieren. Behnisch soll weiter umplanen

Bausenator Jürgen Klemann (CDU) hält im Streit um den Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz unbeirrt an seiner Linie fest. Auch nach dem Beschluß des Abgeordnetenhauses, dem modernen Glaspalast des Architekten Günter Behnisch endlich grünes Licht zu geben, fordert Klemann weiter die Überarbeitung der gläsernen Fassade. Das Landesparlament hatte sich in der vergangenen Woche mit den Stimmen der Bündnisgrünen, der SPD sowie der PDS und gegen den Willen der CDU hinter die Behnisch-Planung gestellt. Klemann wurde aufgefordert, „alle juristischen und sonstigen Schritte einzuleiten“, damit der Akademiebau „so schnell wie möglich“ realisiert werden kann.

Im Hause des Bausenators habe man „den Appell“ mit Gelassenheit zur Kenntnis genommen, sagte Sabine Wolff, Sprecherin von Jürgen Klemann, gestern zur taz. Der Akademiebau müsse sich aber in die Bebauung am Pariser Platz einfügen und dürfe nicht aus dem Gesamtensemble „herausfallen“. Ebenso wie für die benachbarten Neubauten gelte auch für die Akademie die Gestaltungssatzung. Wolff: „Wir können die Satzung dort nicht nur den Investoren aufbrummen und ausgerechnet beim eigenen Grundstück alles anders machen.“ Der Senat ist Bauherr der Akademie.

Auch bleibe der Bausenator dabei, daß die Frontseite „stärkere historische Zitate erhalten soll“, so Wolff. Dies bedeute aber nicht Stuck, sondern könne mit anderen Mitteln geschehen. Die Hoffnung der Akademie, daß der Beschluß des Abgeordnetenhauses nun zu einer schnellen Verwirklichung des Gebäudes führen würde, wollte Wolff nicht teilen. Die Bauverwaltung bleibe bei dem Terminplan, im Herbst weiter über die Planung zu beraten. „Eine Verschleppung liegt nicht an uns“, betonte sie.

Klemann will sich darüber hinaus noch mit der neuen Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit abstimmen. In nächster Zeit sei ein Gespräch mit Jakubeit vorgesehen, sagte Wolff. Die Baudirektorin hatte sich in der Vergangenheit für eine gläserne Fassade ausgesprochen und die Idee Behnischs, den bestehenden Altbau durch die transparente Hülle „wie in einer Vitrine“ sichtbar zu belassen, für überzeugend befunden.

Den Antrag hatte die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen in das Abgeordnetenhaus mit der Forderung nach einer Änderung des Bebauungsplans eingebracht. Im einzelnen sollten für das betreffende Grundstück die Vorschriften für die Fassadengestaltung gestrichen werden. Der Beschluß ist nicht rechtsbindend. Rolf Lautenschläger

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