Kommentar: Kleinlichkeiten
■ Warum das Alte Land der unerbittlichen Logik des Senats weichen muss
Die Konsequenz war logisch, der Senat hat sie gezogen. Das Alte Land muss weichen, da darf man nicht kleinlich sein.
Die Flugzeugbauer von Airbus brauchen Platz, und sie bekommen ihn. Ob für den Prestigevogel A3XX oder doch nur den Mittelklasseflieger A320, ob für den Einbau flugtüchtiger Frisiersalons oder die viel beschworene Endmontage, ist nebensächlich. Sie erhalten 170 Hektar vom Mühlenberger Loch, in dem eh nur seltsame und zudem wenig standorttreue Zugvögel gelegentlich vor sich hindümpeln, und ein paar hundert zusätzliche Meter Landebahn obendrein. Und wenn gewünscht, dürfen es auch tausend Meter werden, wer will da kleinlich sein.
Dafür muss die Ortschaft Neuenfelde eben weg, ob wegen der Einflugschneise, wegen der Umgehungsstraße oder aus beiden Gründen. Und das Naturschutzgebiet an der Alten Süder-elbe geht gleich mit den Bach runter, was zwar auch zu beklagen, aber nicht zu ändern ist. Das alles ist zwangsläufig und von unerbittlicher Logik.
Im Herbst will der Senat die Summe offen legen, mit der er das Airbus-Werk zu subventionieren gedenkt. Es wird sich um etwa eine Milliarde Mark handeln. Jahre später erst wird sich zeigen, ob dafür Arbeitsplätze geschaffen wurden. Die versprochenen 4000 oder doch nur die Hälfte, wer will da kleinlich sein. Dieser Senat wird dann nicht mehr seines Amtes walten. Da wollen wir denn auch nicht kleinlich sein.
Das Alte Land aber wird es dann nicht mehr geben.
Sven-Michael Veit
Siehe auch Reportage Seite 7
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