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Kleiner Windsor–Prinz, was nun?

■ Der Ausstieg des jüngsten britischen Königshaus–Sprößlings aus den „Royal Marines“ sorgt in Großbritannien für Aufregung / Er will ins Lager der Schauspieler desertieren

London (taz) - Großbritanniens populärster Arbeitsloser fährt derzeit in seinem silber–grauen Rover „Vitesse“ zwischen Buckingham Palace und verschiedenen Landsitzen hin und her und weiß nicht, wie es mit seinem verkorksten Leben weitergehen soll. Es ist Prinz Edward, männlicher Thronerbe Nr. 3 im Hause Windsor, der gerade seinen Job bei den „Royal Marines“ geschmissen hat. „Waschlappen“ schimpfte ihn die britische Boulevardpresse. Da half es auch nichts, daß der Befehlshaber des Prinzen beteuerte, der 22jährige Sprößling Elisabeth II. sei den körperlichen Anforderungen des Elitetrainings sehr wohl gewachsen gewesen. Vor allem Prinz Philip ist über die anti–militaristischen Tendenzen in seinem Hause sauer, schließlich ist er „Captain General“ der Royal Marines. Für ihn ist der schwächliche Nachwuchs die größte Schande für das Königshaus seit der Abdankung König Edwards VIII. Edward muß den Militärs nun von seinem lächerlichen Lehrlingsgehalt 30.000 DM Ausbildungskosten zurückerstatten; und - was noch viel schwieriger ist - sich einen Platz in der britischen Gesellschaft suchen. Der „Waschlappen“ ist nämlich in Wirklichkeit ein kühner Vorreiter im Kampf um die Neudefinition der Rolle des britischen Königshauses nach dem Untergang des Empire. Wo sich die Weltherrscher von heute aus ehemaligen Schauspielern rekrutieren, bleibt für die Königlichen offenbar nur noch der Abstieg auf die Bretter, die längst nicht mehr die Welt bedeuten: Prinz Edward will Schauspieler werden. Der Talentsucher für die US–Serie „Dynasty“, Tony Shepard, meint denn auch: „Die Queen würde sich bestimmt freuen, ihren Sohn neben Joan Collins zu bewundern.“ Und nichts wäre der gegenwärtigen Funktion der Monarchie angemessener als ein in „Dynasty“ agierender Prinz. Rolf Paasch

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