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Kleiner Bruder, neuer Name

■ Der Singer und Songwriter Luka Bloom spielt im ColumbiaFritz

Was ist das doch für ein Kreuz mit den großen Brüdern! Vor allem, wenn sie Christy Moore heißen, so was wie Volkshelden sind und genau das machen, was man selbst auch am liebsten tut: singen und Songs schreiben. Drei Platten nahm Barry Moore in den Achtzigerjahren in Irland auf, bevor er merkte, dass er zumindest in seiner Heimat nie aus dem Schatten seines großen, acht Jahre älteren Bruders würde treten können.

So bastelte er sich mit Hilfe von Susanne Vega und James Joyce einen neuen Namen, verschwand nach Übersee und tauchte mit einer Gitarre in der Hand in den kleinen Clubs von New York als Luka Bloom wieder auf. Und siehe da, die Sache klappte. So gut, dass auch gleich ein Plattenvertrag zu Stande kam und Moore als Luka Bloom 1990 zum zweiten Mal in seinem Leben ein Debütalbum veröffentlichen konnte: „Riverside“, ein gelunges Singer/Songwriter-Album, das weniger nach grünem Gras und irischen Wurzeln klang als nach Postpunk und Rock.

„The Man Is Alive“ sang er da, hatte später mit einer Coverversion der LL-Cool-J-Schnulze „I Need Love“ sogar einen kleinen Hit und setzt seitdem solcherart befreit in Form vieler schöner und rauher Songs die eigenen irischen Trademarks. Was ihn dabei vor allem auszeichnet, ist sein Gitarrenspiel: Luka Bloom gelingt es zuweilen, das Instrument unter seinen Fingern wie ein kleines Orchester klingen zu lassen, ohne dass man dabei an Kunsthandwerk denken muss. So was hilft auf der Bühne natürlich immer, gerade in einem Genre, wo es zum guten Ton gehört, allein aufzutreten.

In seinen Songs erzählt Bloom Geschichten von Männern, die keine Gefühle zeigen können, vom harten Leben hier und sanften Träumen dort, von Männern, die einsam und unterwegs sind. Worüber er nicht singt: von Männern, die ihrem Leben mit neuen Namen einen neuen Sinn geben. gb

Ab 20.30 Uhr im ColumbiaFritz, Columbiadamm 9 – 11

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