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Kleine Schritte

■ Umweltbüro in Petersburg etabliert

St. Petersburg zählt mit fünf Millionen Einwohnern zu den größten Verschmutzern der Ostsee. Am Rande der Stadt gibt es weder Kanalisation noch Müllabfuhr. Wenig ausgeprägt ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Interesse am Umweltschutz. 1993 wurde in der Stadt an der Newa mit Hilfe der EU und Hamburgs ein Umweltbüro gegründet. Gestern wurde es den russischen Behörden unterstellt.

Vier westeuropäische und sechs russische WissenschaftlerInnen haben im Rahmen des dreijährigen Projektes mit gut 2,9 Millionen Mark das Umweltschutzzentrum Environmental Centre for Administration and Technology (ECAT) aufgebaut. Es soll zwischen verschiedenen Behörden und Industriezweigen umweltverträgliche Maßnahmen koordinieren, unternehmerische Finanzierungspläne erstellen und das Umweltbewußtsein insgesamt stärken.

Die Klärwerke in Petersburg sind völlig überlastet, die einzige Sondermülldeponie bis an ihre Grenzen ausgelastet. Fäkalien aus riesigen Hühner-, Schweine- und Rinderfarmen rund um die Stadt verdrecken Boden und Gewässer. Hier sind tiefgreifende umweltpolitische Maßnahmen notwendig.

1993 sollte ECAT auch noch auf dem Gebiet umweltverträglicher Investitionspolitik tätig werden, aber die erwarteten Investitionen aus dem Westen blieben aus. Arbeitsschwerpunkte sind nun Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und kleinere Projekte. Projektleiterin Ghislaine Blezinger ist dennoch zufrieden: „Daß die russische Umweltbehörde das Büro künftig weiterfinanziert, ist ein großer Erfolg.“ Jetzt werden mit Hilfe aus Hamburg und Dänemark Ölschlangen und Pumpen gegen die starke Ölverschmutzung eingesetzt. Für Unternehmen bietet ECAT Ausbildungsmaßnahmen im Umweltmanagement an. Bewußtseinsbildend wirkte bereits ein Umweltfilmfestival und die Umwelterziehung an Schulen. Auch sind mittlerweile drei ausrangierte Hamburger Müllautos in Petersburg im Einsatz.

Sonja Schmitt

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