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Kleinbürgerausdruck: „Länderehe“

■ betr.: „Die zweite Vereinigung“ (Berlin und Brandenburg wollen heiraten), „Große Koalition der Kleinbürger“, taz vom 13./14. 1. 96

Es ist sachlich einfach falsch, daß die PDS eine Vereinigung von Brandenburg und Berlin „ablehnt“. Das bestätigt Dirk Wildt im folgenden Satz mit der Feststellung, sie „fürchte (...) eine Verwässerung der fortschrittlicheren Brandenburger Verfassung“. Ist das etwa belanglos?

Die PDS ist, vereinfacht gesagt, eher für den Beitritt Berlins zu Brandenburg als für die derzeitigen zwei Länder, aber erst recht ist sie gegen diesen wirklich reaktionären, ausgekungelten, sozusagen „diepgengerechten“ Fusionsvertrag. Und zwar, wie x-fach erläutert wurde, mit vollem Recht! Daß weiß Wildt eigentlich auch, und deshalb sind seine Bemerkungen hierzu schlicht unseriös!

Wichtig ist, wieviel und welche Rechte die Bürger haben, und zwar real inklusive Finanzierung! Volker Wirth, Berlin

Mit Entzücken habe ich auf der Titelseite der taz vom 13. 1. den Ausdruck „Kleinbürger“ entdeckt, der doch so treffend unsere Gesellschaft beschreibt: Entsetzt war ich dann aber auf Seite 5, weil auch die taz den schrecklichen Kleinbürgerausdruck „Länderehe“ für die geplante Fusion von Berlin und Brandenburg verwendet.

Ich bin ein strikter Gegner dieser Fusion, es sei denn, sie wäre Teil einer umfassenden Umgestaltung der Bundesrepublik, bei der alle Stadtstaaten aufgelöst werden oder bei der die weitergehenden Vorstellungen der „Ernst“-Kommission realisiert werden. Die Fusion von Berlin und Brandenburg ist ursprünglich der Versuch Westberliner Politikerkreise von CDU bis AL, ihre Pfründe zu vergrößern. Die CDU glaubt inzwischen, diese Vorstellungen wegen der anhaltenden Wahlerfolge der PDS nicht mehr verwirklichen zu können, und tritt deswegen auf die Bremse.

Auch die PDS als Anhängerin zentraler Strukturen ist letztendlich für die Fusion, obwohl sie diese gegenwärtig aus taktischen Gründen ablehnt. Dem Artikel von Dirk Wildt entnehme ich, daß wegen des Schuldenberges von Berlin doch noch ein Fünkchen Hoffnung besteht, daß die Fusion nicht vollzogen wird. [...] Michael Mehne, Berlin

Mit Schmunzeln habe ich Dirk Wildts Artikel über die Vereinigung von Berlin und Brandenburg gelesen. Verrät die Wortwahl den politischen Mut und Witz des Schreibers? Ist in Deutschland politische Veränderung vorstellbar, wenn selbst eine taz diese Vereinigung als Jahrhundertwerk betrachtet? Diese Vereinigung ragt aus dem tagespolitischen Einerlei heraus. Doch ein wirkliches Jahrhundertwerk wäre die völlige Abschaffung der Bundesländer bei Übertragung der sogenannten Kulturhoheit auf die Landkreise und bei gleichzeitiger „Demokratisierung“ der Landkreise (zum Beispiel indem Bürgermeister nicht mehr Kreisrat werden dürfen). Hubert Haas, Villingen

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