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Klasse Konkurrenz

■ Altoner Eltern protestieren gegen Ziffernoten in der Grundschule

Womöglich schon ab kommendem Schuljahr sollen Ziffernoten für Grundschüler wieder Vorschrift sein. Der Elternrat der Max-Brauer-Gesamtschule fordert Schulsenator Rudolf Lange (FDP) nun auf, darauf zu verzichten. „Treten Sie in den Dialog mit uns, bevor Sie mit übereilten Verordnungen pädagogische Konzepte zerstören“, heißt es in einer Resolution.

„Wir haben schon viele Briefe geschrieben und immer nur standardisierte Antworten von untergeordneten Stellen bekommen“, klagt Elternsprecher Arne Broders. Lange sei eingeladen, auf einer Eltern-Versammlung Rede und Antwort zu stehen. Broders: „Kommt er nicht, werden wir einen Protestwandertag in die Behörde machen.“

Wie berichtet, können derzeit Eltern der 3. und 4. Klasse darüber abstimmen, ob sie lieber Zensuren oder Berichte haben. „Ich selbst stand Berichten anfangs kritisch gegenüber, bin heute aber voll überzeugt“, sagt Broders. So ermögliche der Verzicht auf Noten erst den „offenen Unterricht“, in dem Schüler nicht frontal, sondern gemäß ihren Fähigkeiten gefördert werden. Broders: „Gibt es Noten, kann dies so nicht fortgesetzt werden. Dann müssen sie viel mehr Arbeiten schreiben, um die Vergleichbarkeit hinzubekommen.“ Zudem würden Noten demotivieren: „Sehr gute Schüler ruhen sich auf der Eins aus. Und wer eine Fünf bekommt, verliert den Mut.“

In der Schulbehörde ist man von diesen Konsequenzen nicht überzeugt: „Noten und offener Untericht schließen sich nicht aus“, sagt Sprecher Hendrik Lange. Geplant, aber zeitlich noch nicht engültig entschieden, sei eine Art Kombi-Modell, in dem Berichte und Noten nebenher existieren. Auf Ziffern verzichten wolle man aber nicht. Lange: „Noten bieten den Vorteil der Vergleichbarkeit, den Berichte nicht haben.“

Und auch gar nicht haben sollten, wenn man auf die Lehrerkammer hört. Berichtszeugnisse seien Teil einer Pädagogik, die „Konkurrenz im Klassenzimmer“ ganz besonders bei Grundschulkindern für „kontraproduktiv hält“, heißt es in deren Stellungnahme. Eltern sollten deshalb entscheiden dürfen, dass sie dies nicht wollen. An der Max-Brauer-Schule wurde davon reichlich Gebrauch gemacht. In zehn Jahren votierte nur eine Klasse für Noten. Kaija Kutter

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